Interview zum Thema "Treibjagd auf familiäre Werte? Warum der Einsatz für traditionelle Familienwerte bei einigen Medien und Politikern geradezu Hysterie auslöst"
Moderation: Helmut Matthies (Leiter von idea e.V. - Evangelische Nachrichtenagentur)
15.3.2008, 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr
Schon vor Beginn der Veranstaltung ist der Saal 2 im Congress Center
sehr schnell gefüllt. Auch die Presse ist mit sehr vielen Fotografen,
Journalisten und Videokameras vertreten. Kaum dass Eva Herman den Saal
betreten hat, stürtzt sich die Masse auf sie und macht Fotos aus allen
Lagen. Nachdem die Fotografen vorerst zufrieden sind, geht Eva Herman
zusammen mit Helmut Matthies auf die Bühne.
Als Erstes geben die beiden einen Rückblick auf Eva Hermans Bücher "Das
Eva Prinzip" und "Das Prinzip Arche Noah" sowie den unsanften Abgang
aus Kerners Talkshow. Es wird betont, dass Kerner sich bei Frau Herman
mittlerweile entschuldigt habe und sie erzählt, dass sie tausende
E-Mails erhalten habe, in denen ihr geschrieben wurde, dass die
Menschen hinter ihr stünden und nicht so denken würden wie die Medien.
Auch über die Entlassung beim NDR wurde kurz gesprochen. "„Frau Herman
steht es frei, ihren ’Mutterkreuzzug’ fortzusetzen, aber mit der Rolle
einer NDR-Fernsehmoderatorin ist dies nicht länger zu vereinbaren“",
erklärte NDR-Programmdirektor Volker Herres damals. Sie führe jedoch
keinen Mutterkreuzzug, hält Eva Herman fest. Außerdem setze sich dieses
Wort aus den Wörtern "Mutterkreuz" und "Kreuzzug" zusammen und dies
passe nicht zusammen. Herman wurde nach ihren letzten Äußerungen immer
wieder in die "braune" Ecke geschoben. Dazu meint sie: "Ich habe mich
in Hamburg bei 'Laut gegen Rechts' engagiert. Ich bin auch weder
unwissend noch naiv."
"Kinder haben heute einen schlechten Stand", erklärt sie. Der Ursprung
hierfür sei im Nazi-Zeitalter zu suchen. Fast scheint es, als würde sie
sich widersprechen, wenn sie heute über diese Zeit redet. Für Werte und
Familie möchte sie eintreten, doch die Erklärung, was genau dies mit
dem Dritten Reich zu tun hat, bleibt sie auch heute schuldig.
"Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer und wer Kinder hat,
hat automatisch weniger Geld. Denn auch auf Baby-Artikel hat man nun 19
% Mehrwertsteuer zu zahlen. In Deutschland muss umgedacht werden",
meint Herman. Es müsse möglich sein, auch während der Schwangerschaft
mit einem Fuß im Berufsleben zu bleiben und somit einen deutlich
bessere Chancen auf einen einfachen Wiedereinstieg zu bekommen.
Arbeitsplatzsicherung nach der Schwangerschaft ist demzufolge auch ein
Stichpunkt. Die Sozialversicherungsnetze in Deutschland seien leer,
erklärt Herman. Deshalb müssten Frauen arbeiten und könnten nicht als
Vollzeitmütter zu Hause bleiben. In den Medien würden immer wieder
vernachlässigte Kinder gezeigt und diese Familien würden, laut Herman,
zum Maßstab in Deutschland gemacht. Dies zeige sich zum Beispiel in der
diskutierten Herdprämie, bei welcher der der Frau zustehende Betrag in
Gutscheinen ausgezahlt werden soll. Ein besseres Model wäre - ihrer
Meinung nach - der Mutter, die zu Hause bleibt, das Geld zu geben, das
normalerweise die Krippe kosten würde.
Eva Herman gibt an, dass sie durch den Feminismus ihr eigenes
Privatleben vergessen habe. Sie hätte eigentlich immer drei Kinder
haben wollen - und nun habe sie mit 38 Jahren ihr erstes bekommen. Sie
habe ihre Prioritäten falsch gesetzt, denn ihr Familienleben wäre durch
zu viel Arbeit erstickt worden. Doch es ginge in dem, was sie sagt und
schreibt, nicht um sie. Sie sei nur die Überbringerin der "Botschaft
des Wachwerdens". Die Bundesregierung kalkuliere die Einsparungen durch
weniger Kinder schon in die Berechnungen des Haushalts mit ein und habe
sich deshalb mit wenigen Kindern abgefunden.
"Wichtig ist doch der Erhalt der Gesellschaft," mein Herman und die Emanzipation scheine dabei im Wege zu stehen.
"Die Bundesgesundheitsministerin Ursula von der Leyen fordert
frühkindliche Bildung. Bei der Qualität unserer Krippen bedeutet das
für Kinder Verwahrlosung, im besten Fall Aufbewahrung." Außerdem wäre
diese Äußerung regelrechtes Futter für ein Hohngelächter, meint Herman.
Der Betreuungsschlüssel in Krippen und Kindergärten sei einfach zu
hoch. Eine Erzieherin müsse sich um ca. 25 Kinder kümmern, da bliebe
einfach keine Zeit für andere Dinge.
Ihr Idealbild von Mann und Frau basiere auf der Apostelgeschichte.
Frauen würden nur einseitig gefördert, und in viele Positionen
hineingedrängt. Die Männer würden dabei in die Röhre schauen. Deshalb
ist sich Herman auch sicher: "Eine Männerbewegung wird kommen!" Frauen
hätten, laut Herman, andere Aufgaben und kämen oft nicht in der
Männerwelt zurecht: "Eine Mutter ist Trösterin, Verhandlerin, Doktorin,
Ratgeberin, ja Familienmanagerin. [...] Frauen stellen den Kontakt
zwischen Himmel und Erde her, sie haben eine andere Intuition, die mehr
mit dem Himmel zu tun hat."
Außerdem sei es heute wohl auch so, dass Männer mittlerweile Angst vor
ihren Frauen hätten, behauptet Herman. "Frauen sind zu dominant",
Männer hingegen würden nicht kämpfen, sie zögen sich zurück. Dies sei
auch ein Grund, warum Männer keine Kinder mehr wollten. Es herrsche ein
Unverständnis zwischen Mann und Frau.
Bei Herman selbst sei dieser Sinneswandel durch die Schwangerschaft
zustande gekommen. Sie habe gemerkt, dass sich die Prioritäten
verschoben hätten. Beispielsweise habe sie wärend der Schwangerschaft
eine Tagesschau vergessen, die sie eigentlich hätte moderieren sollen,
und dies erst gemerkt, als ihr Chef anrief. Außerdem hätte sie in der
Schwangerschaft begonnen, die Menschen anders zu sehen, das Kind in
ihrem Gegenüber zu entdecken. Der Glaube und die Familie habe ihr über
schwierige Zeiten geholfen und das sei das Wichtigste.
Manches von dem, was Eva Herman sagt, ist sicherlich nicht falsch. In
Deutschland muss im Bezug auf Kinder umgedacht werden, das stimmt
schon. Es ist wirklich so, dass Familien mit Kindern oft zu wenig Geld
haben, vor allem, wenn die Mutter in der Elternzeit zu Hause bleibt.
Doch es ist immer die Frage, wie man solche Äußerungen macht und in
welchem Zusammenhang sie erfolgen. Bei dem Interview hatte man
zeitweise das Gefühl, Eva Herman versuche etwas ins rechte Licht zu
rücken, und Leser des "Eva Prinzip" hätten sicherlich ein Lachen nicht
unterdrücken können. Einige Gedanken sind nicht falsch, doch für diese
scheint Herman die richtigen Worte nicht zu finden. Den Rest ihrer
Ausführungen sollte man dann doch besser überhören ...
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