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Kalter Schlaf 
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller
Geschrieben von Konstanze Tants   
Freitag, 18. Oktober 2013

Kalter Schlaf

Originaltitel: Gone in Seconds
Übersetzt von: Wulf Bergner

Reihe: Kate Hanson
1. Band der Reihe

Verlag: Blanvalet
Erschienen: Mai 2013
ISBN: 978-3-442-37991-0
Preis: 9,99 EUR

576 Seiten
Inhalt
6.0
Preis/Leistung
8.0
Gesamtwertung
6.2

Wertung:
6.2
von 10
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Zum Inhalt:

In einem einsamen Waldstück in der Nähe der Autobahn werden Knochen einer menschlichen Leiche gefunden - alles deutet darauf hin, dass es sich um die Überreste von Molly James handelt, die vor fünf Jahren spurlos verschwand. Rechtspsychologin Dr. Kate Hanson wird zusammen mit der Unsolved Crime Unit der Birminghamer Polizei auf den Fall angesetzt. Schnell wird klar: Bei den polizeilichen Ermittlungen zum Verschwinden der jungen Frau wurde gepfuscht. Die damaligen Beteiligten scheinen von der Wiederaufnahme der Ermittlungen alles andere als begeistert, doch dann taucht eine weitere Frauenleiche auf ...

Meinung:

A. J. Cross ist forensische Pathologin und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie ihren Debütroman in genau dem Gebiet angesiedelt hat, in dem sie sich gut auskennt: Ihre Protagonistin Dr. Kate Hanson ist ebenfalls eine forensische Pathologin, die nicht nur an der Universität lehrt, sondern auch Gutachten für Gerichtsprozesse erstellt und für die KUF (Kommission für ungelöste Fälle) in Birmingham arbeitet. Als nun die Knochen einer jungen Frau gefunden werden, die seit fünf Jahren vermisst wird, und weitere Entdeckungen nahe legen, dass Molly weder das erste noch das letzte Opfer ihres Mörders war, müssen Kate und die anderen Mitglieder des Teams mühsam alte Ermittlungsberichte und neue Spuren zusammentragen, um dem Täter auf die Schliche zu kommen.

Dabei legt A. J. Cross einen großen Schwerpunkt auf die realistische Darstellung des Ermittleralltags, was auch schon mal zu einigen Längen führt, wenn noch einmal alle Daten und Fakten vom Team durchgegangen und anhand neuer Prämissen beleuchtet werden. Bei diesem Roman gibt es keine nicht nachvollziehbaren Sprünge und - trotz der Einwirkungen durch die Vorgesetzten, die gern eine schnelle und bequeme Auflösung sehen würden - keine linearen Lösungswege. So ist es gut, dass es der Autorin gelingt, Mitgefühl für die verschiedenen Opfer zu wecken, sodass man die eher unspannenden Passagen gut durchhält - in der Hoffnung, dass die Familien der ermordeten jungen Frauen endlich mit ihrer Trauer abschließen können.

Überhaupt sind die Absätze, die sich mit den Angehörigen beschäftigen, die eindringlichsten Momente in diesem Roman. A. J. Cross schildert sehr eindrücklich die verschiedenen Arten, mit dem Verschwinden eines geliebten Menschen fertigzuwerden. Sie beschreibt die Hoffnungslosigkeit, die Wut und die Trauer, aber auch die Besessenheit, mit der manche Familienmitglieder auf den Verlust reagieren. Stellenweise kommen einem die Hinterbliebenen näher als die Ermittler, obwohl auch auf diese immer wieder eingegangen wird. Dabei verfällt die Autorin - bei all ihren Figuren - immer wieder in Klischees, was es einem bei der Menge an vorkommenden Personen allerdings auch erleichtert, die jeweiligen Charaktere zuordnen zu können.

Auch die Hauptfigur in "Kalter Schlaf" ist nicht frei von Klischees. Besessen von ihrer Arbeit und beeinflusst von all den Abgründen des menschlichen Geistes, die sie schon gesehen hat, fällt es ihr schwer, ein normales Leben zu führen. Sie übernimmt sich nicht nur ständig, weil sie die Vielzahl ihrer Aufgaben perfekt und fehlerfrei erfüllen will, sie muss auch andauernd gegen mehr oder weniger irrationale Ängste ankämpfen. So ist es für sie schwierig, durch ein Parkdeck zu ihrem Auto zu gehen, weil sie weiß, welche Gelegenheiten solch eine Umgebung einem potenziellen Täter bietet. Außerdem kontrolliert sie bei jeder Gelegenheit ihre zwölfjährige Tochter vor lauter Angst, dass sie Opfer eines Verbrechens werden könnte. Dass dieses Verhalten bei ihrer Tochter zur Rebellion führt, ist Kate nur zu gut bewusst, aber ändern kann sie sich trotzdem nicht.

Obwohl der Fall in "Kalter Schlaf" sehr spannend und mitreißend angelegt ist, sorgen die detaillierten Darstellungen der Ermittlungsarbeit, die Schilderungen von Kates Privatleben und die ausführlichen Passagen rund um die Familien der Opfer dafür, dass die Spannung immer wieder abflaut. Bei allen Bemühungen von A. J. Cross, den Alltag einer forensischen Pathologin innerhalb eines spannenden Romans darzustellen, beschleicht einen beim Lesen doch immer wieder der Verdacht, dass der Geschichte einige Kürzungen und der Verzicht auf einen der vielen Schwerpunkte ganz gut getan hätte.

Fazit:

Ganz kann A. J. Cross mit ihrem Debüt "Kalter Schlaf" den Leser leider nicht überzeugen, dabei hat die Autorin eine spannende Basis für ihren Roman ersonnen. Obwohl ihre Stärke in der realistischen Darstellung der Arbeit einer forensischen Pathologin liegt, neigt A. J. Cross dazu, einen zu starken Fokus auf Details zu legen, was zu spürbaren Längen in der Handlung führt. Auch sind ihre Figuren leider sehr klischeebehaftet geraten und durch den Versuch, alle Seiten eines Falles zu beleuchten, zieht sich die Geschichte noch weiter hin. So gibt es zwar spannende Passagen in diesem Roman, doch sie gehen zwischen all den anderen von der Autorin aufgezeigten Aspekten dieser Ermittlungen leider immer wieder unter.
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