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Letzte Ruhe |
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller | |
Geschrieben von Konstanze Tants | |
Samstag, 5. Oktober 2013 | |
Letzte Ruhe Herausgegeben von Andrew F. Gulli, Lamia J. Gulli. Originaltitel: No Rest for the Dead Übersetzt von: Andrea Brandl Verlag:
Blanvalet
Erschienen: Juli 2013 ISBN: 978-3-442-38019-0 Preis: 9,99 EUR 384 Seiten |
Als die Leiche des renommierten Museumskurators Christopher Thomas in schrecklichem Zustand in einer Eisernen Jungfrau gefunden wird, ist seine Frau Rosemary die erste und einzige Tatverdächtige. Motiv: Untreue. Und zwar die des Ehemanns, an dem sich Rosemary nach allen Regeln der Folterkunst gerächt haben soll. Sie wird des Mordes verurteilt. Jahre später findet Ermittler Jon Nunn, der sie einst ihrem Urteil zuführte, ein neues Beweisstück und ahnt: Er hat die Falsche überführt. Und sie musste dafür sterben ...
Der Kriminalroman "Letzte Ruhe" wurde nach einer Idee (und unter Mitwirkung) von Andrew F. Gulli von insgesamt 26 namhaften Autoren wie Jeffery Deaver und Tess Gerritsen geschrieben. Andrew Gulli und seine Schwester Lamia Gulli waren dafür verantwortlich, dass aus den einzelnen Kapiteln am Ende eine stimmige Geschichte wurde - eine Aufgabe, die die Herausgeber leider nicht so recht erfüllen konnten. Dabei ist die Idee, die diesem Roman zugrunde liegt, wirklich interessant, denn es gilt, zehn Jahre nach der Hinrichtung von Rosemary Thomas herauszufinden, wer ihren Ehemann Christopher wirklich ermordet hat.
Christopher Thomas und seine Frau Rosemary arbeiten für das McFall Art Museum in San Francisco. Nach einem aufsehenerregenden Streit mit Rosemary verschwindet Christopher nach einer Feier spurlos. Erst Wochen später wird seine Leiche von einem Museumsdirektor in Berlin gefunden, als dieser eine Eiserne Jungfrau auspackt, die Rosemary Thomas für eine Ausstellung geliehen und inzwischen wieder zurückgeschickt hatte. Obwohl Christopher Thomas sich beruflich und privat einige Feinde gemacht hatte, deuten alle Indizien auf seine Frau Rosemary als Täterin hin, und so wird sie des Mordes angeklagt.
Zweifel an ihrer Schuld hegen nur zwei enge Freunde von Rosemary und der ermittelnde Polizist Jon Nunn, doch keiner von ihnen kann verhindern, dass Rosemary gerade mal zwei Jahre nach der Verurteilung hingerichtet wird. Zehn Jahre nach Rosemarys Tod durch die Giftspritze wird - wie die Verurteilte es testamentarisch festgelegt hatte - eine Gedenkfeier abgehalten, zu der alle Personen eingeladen werden, die von dem Mord an Christopher betroffen waren. Jon Nunn sieht in dieser Feier eine Gelegenheit, endlich all die noch offenen Fragen zu klären, die ihn in dem vergangenen Jahrzehnt beschäftigt haben. Und vielleicht ist dies auch endlich der Moment, in dem es ihm gelingt, den wahren Mörder von Christopher Thomas festzunageln.
Neben Jon Nunn und Rosemary bekommt der Leser die Handlung auch noch aus der Perpektive verschiedener anderer Personen erzählt, die privat oder beruflich mit dem Ehepaar Thomas zu tun hatten. Dabei werden einige Passagen in der ersten, andere in der dritten Person erzählt, und dieser Wechsel findet auch in den Kapiteln statt, die Jon Nunn betreffen, da diese zum Teil aus "Tagebucheinträgen" bestehen. So muss man sich als Leser ständig umstellen, wobei zu den unterschiedlichen Erzählperspektiven und der großen Anzahl an Charakteren auch noch Zeitsprünge hinzukommen, in denen Erinnerungen an Geschehnisse von 1998 (der Mord und die Ermittlungen), 2000 (die Hinrichtung von Rosemary) und 2010 (die Gedenkfeier für Rosemary) dargestellt werden. Dass einige Kapitel gerade mal eineinhalb Seiten lang sind und jeder Charakter von mehreren Autoren geformt wurde, hilft auch nicht dabei, die Figuren kennenzulernen und sich für ihr Schicksal zu interessieren.
Statt also Interesse für die einzelnen Charaktere zu entwickeln, kommt beim Lesen durch all die Passagen, in denen die verschiedenen Personen samt ihrer aktuellen Situation vorgestellt werden, das Gefühl auf, dass die relevanten Informationen in zu viel Füllmaterial verpackt wurden. Eine Möglichkeit, Spannung zu erzeugen, wäre gewesen, wenn es in "Letzte Ruhe" um die Frage gegangen wäre, ob man Rosemarys Unschuld vielleicht hätte beweisen können, bevor sie hingerichtet wird. Doch stattdessen bietet ihre Exekution einen atmosphärischen Einstieg in eine Geschichte, die nach diesem Beginn auf ein leider nur wenig inspiriertes Ende hinausläuft. Positiv muss man anmerken, dass man - vielleicht auch aufgrund der Kürze der verschiedenen Passagen - zwar leicht unterschiedliche Nuancen, aber keine großen Brüche zwischen den verschiedenen Kapiteln bemerkt, obwohl so viele Autoren an diesem Roman gearbeitet haben. Trotzdem bleibt am Ende vor allem die Enttäuschung darüber, dass bei einem so interessanten Experiment leider eine unbefriedigende Geschichte statt eines spannenden Krimis entstand.
Obwohl die Grundvoraussetzung, die zu "Letzte Ruhe" geführt hat, sehr reizvoll ist, kann dieses Buch als Kriminalgeschichte leider nicht überzeugen. Man erkennt zwar anhand leichter Nuancen, dass mehrere Autoren an diesem Roman mitgeschrieben haben, aber keinem gelingt es, einer der vielen Figuren so viel Profil zu verleihen, dass man Interesse für sie entwickelt. Letztlich führen all die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Charakteren, Zeiten und Erzählperspektiven nur dazu, dass die Motivation zum Weiterlesen kontinuierlich sinkt - und am Ende wird der Leser für sein Durchhaltevermögen nicht einmal mit einer befriedigenden Auflösung belohnt.