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Null-Null-Siebzig 1: Operation Eaglehurst 
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller
Geschrieben von Konstanze Tants   
Dienstag, 7. August 2012

Null-Null-Siebzig: Operation Eaglehurst

1. Band der Reihe

Verlag: dtv
Erschienen: Februar 2012
ISBN: 978-3-423-21345-5
Preis: 9,95 EUR

272 Seiten
Inhalt
7.0
Preis/Leistung
8.0
Gesamtwertung
7.1

Wertung:
7.1
von 10
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Zum Inhalt:

Ex-Agent James Gerald (70) zieht vorübergehend in das Seniorenheim Eaglehurst in Hastings, um den Tod seines Freundes und Kollegen William Morat aufzuklären. Kurz nach James' Ankunft kommen zwei weitere Heimbewohner zu Tode. Bald kommt er mit Hilfe seiner früheren Kollegin Sheila Humphrey einem dunklen Geheimnis auf die Spur ...

Meinung:

Mit ihrem Debütroman "Null-Null-Siebzig: Operation Eaglehurst" präsentiert die Autorin Marlies Ferber eine amüsante Hommage an die traditionellen britischen cozy mysteries inklusive großzügig eingebauter Anspielungen an Ian Flemings beliebten Spion James Bond. Die aktiven Zeiten von Marlies Ferbers siebzigjähriger Hauptfigur James Gerald sind schon längst vorbei und so sieht sich der ehemalige Agent nach einer schwerwiegenden Bronchitis gezwungen, vorerst in eine Seniorenresidenz zu ziehen, in der er rundum versorgt wird. Doch seine Gesundheit dient dem - eigentlich körperlich und geistig noch aktiven - Herrn in erster Linie als Vorwand, um Ermittlungen anzustellen.

Denn in dem Haus Eaglehurst ist vor wenigen Wochen sein ehemaliger Kollege und bester Freund William Morat verstorben. Abgesehen davon, dass weder seine Familie noch seine Freunde eine Ahnung davon hatten, dass sich William dort eingenistet hatte, kommt James der plötzliche Tod seines Freundes auch sehr verdächtig vor. Noch besorgniserregender ist es für den Ex-Agenten, dass es kurz nach seiner Ankunft zu einem weiteren überraschenden Todesfall kommt. Ausgestattet mit einem exklusiven Rollator infiltriert James die Limerick-Runde des Hauses, befragt dezent Bewohner und Angestellte und schmeichelt sich bei der Köchin ein, um mehr über die Vorgänge in der Seniorenresidenz herauszubekommen.

Dabei steht ihm seine ehemalige Sekretärin Sheila zur Seite, eine patente und aufgeweckte Frau, die trotz ihrer sechzig Jahre eine Schwäche für Miniröcke (und die dazu passende Figur) hat. Obwohl Sheila sich sicher ist, dass James nur aufgrund seines berufsbedingten Misstrauens allerlei harmlose Vorgänge verdächtig findet, und immer wieder über seine vermeintlichen Hinweise spöttelt, unterstützt sie ihn nach Kräften. Währenddessen stellt der örtliche Polizeichef, der ein ehemaliger Untergebener von James ist, sich eher als Hindernis heraus und wird deshalb von dem altgedienten Agenten lieber aus der Angelegenheit herausgehalten. Nach und nach kommt James mit Hilfe seiner Spürnase, seiner treuen Sekretärin, seiner alten Verbindungen und eines hilfreichen Taxifahrers hinter die Vorgänge im Haus Eaglehurst.

Mit der Seniorenresidenz hat Marlies Ferber ein passendes Umfeld für einen Krimi im Stil der traditionellen britischen Kriminalromane gewählt. Die Reichweite der Bewohner dieses Hauses ist begrenzt, ebenso wie die Zahl der Verdächtigen, und aufgrund des eher langweiligen Alltags gibt es viel Raum für Klatsch und Tratsch - nicht nur unter den Heimbewohnern. Und während es nicht unüblich ist, dass es in einem Altenheim regelmäßig zu Todesfällen kommt, gelingt es der Autorin, schnell deutlich zu machen, dass James allen Grund für seine Verdächtigungen hat.

Obwohl der Leser hier und da den roten Faden in der Krimihandlung vermisst und Marlies Ferber ihr Faible für Spionage-Gimmicks manchmal zu sehr auslebt, ist "Null-Null-Siebzig" ein unterhaltsamer Roman für den Liebhaber gemütlicher Krimis. Dabei bietet die Autorin nicht nur einen Fall, der nicht so schnell zu durchschauen ist und die eine oder andere überraschende Wendung für den Leser bereithält, sondern auch wirklich liebenswerte Charaktere. Vor allem der hartnäckige Ex-Agent James und seine Kollegin Sheila, aber auch die diversen Nebenfiguren wachsen dem Leser schnell ans Herz und so macht es wirklich Spaß, die verschiedenen - und zum Teil etwas skurrilen - Ermittlungsversuche in diesem Buch zu verfolgen.

Dabei greift Marlies Ferber bei aller Leichtigkeit auch die verschiedenen Probleme auf, die das Alter mit sich bringt. So sehr man sich in Eaglehurst bemüht, den Bewohnern ein anregendes und schönes Leben zu bereiten, so beschränkt sind die Möglichkeiten der älteren Damen und Herren doch. Mit Galgenhumor und dem einen oder anderen Trick versuchen sie, sich körperlich und geistig fit zu halten, und müssen doch Tag für Tag erleben, dass man sie aufgrund ihres Alters entmündigt und nicht ernst nimmt. Besonders für James, der normalerweise noch ein eigenständiges Leben führen kann, ist das eine frustrierende und demütigende Erfahrung - die allerdings für den Leser auch immer wieder einen amüsanten Moment bereit hält.

Fazit:

Mit "Null-Null-Siebzig" hat Marlies Ferber eine wunderbar leichte Mischung aus Spionageroman und cozy mystery geschaffen, die für einige heitere Lesestunden sorgt. Neben dem soliden Kriminalfall, der sogar für die eine oder andere Überraschung gut ist, besticht diese Geschichte vor allem durch die liebenswerten Charaktere. Der ehemalige Agent James Gerald und seine frühere Mitarbeiterin Sheila bilden ein gegensätzliches Paar, das sich gut ergänzt und schnell die Sympathien des Lesers weckt. Ein so unterhaltsames Debüt lässt die Hoffnung aufkommen, dass aus der Feder dieser Autorin in Zukunft noch weitere atmosphärische und amüsanten Geschichten fließen werden.
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