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Remember Celia Jones |
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller | |
Geschrieben von Konstanze Tants | |
Mittwoch, 15. September 2010 | |
Remember Celia Jones Originaltitel: Dying in the Dark Übersetzt von: Gertraude Krueger Reihe: Ein Fall für Tamara Hayle 7. Band der Reihe Verlag:
Diogenes
Erschienen: Januar 2008 ISBN: 978-3-257-23668-2 Preis: 8,90 EUR 272 Seiten |
Morde aufzudecken, um Geld zu verdienen, ist das eine. Den Mord an der ehemals besten Freundin aufzuklären etwas ganz anderes. Das merkt Tamara Hayle, als ihre Freundin aus Teenagerzeiten eines gewaltsamen Todes stirbt: Der Fall geht Tamara so nah wie noch nie und sie ermittelt mit mehr Einfühlung denn je.
Valerie Wilson Wesleys Hauptfigur Tamara Hayle versucht in "Remember Celia Jones", den Mörder einer alten Schulfreundin zu finden. Zwar hatten die beiden Frauen schon lange keinen Kontakt mehr, aber nachdem die Detektivin eine Zeitungsnotiz über die Ermordung Celias gelesen hat, lässt ihr die Sache keine Ruhe mehr. Doch noch bevor sie sich zu ersten Ermittlungsschritten durchringen kann, sucht Cecil Jones, der Sohn der Ermordeten, Tamara in ihrem Büro auf. Der Junge übergibt ihr ein Notizbuch seiner Mutter, mit dessen Hilfe sie vielleicht den Mörder finden kann.
Mit diesem ersten Hinweis in der Hand und getrieben von Albträumen, in denen sie den Tod der Freundin miterlebt, bemüht sich Tamara, mehr über das Leben und die Ermordung von Celia herauszufinden. Dabei muss sich die Privatdetektivin mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen und versuchen, ein realistisches Bild von ihrer ehemaligen Freundin zu bekommen. Kurz darauf wird auch Cecil ermordet. Bei seiner Beerdigung begegnet Tamara einigen Männern, mit denen sie und Celia zur Schule gegangen sind - und die etwas mit dem Tod von Mutter und Sohn zu tun haben könnten.
Obwohl "Remember Celia Jones" schon der siebte Tamara-Hayle-Roman ist, den die Autorin geschrieben hat, kann man auch diesen Titel ohne weiteres Vorwissen aus den anderen Bänden genießen. Schon von der ersten Seite an fällt dem Leser auf, dass sich Valerie Wilson Wesley in diesem Krimi auf die Darstellung eines "schwarzen Amerikas" konzentriert. Ihre Hauptfigur Tamara Hayle ist eine ungewöhnliche Frau, eine alleinerziehende Afroamerikanerin, die sich - nach einigen Jahren bei der Polizei - als Privatdetektivin selbstständig gemacht hat, um für sich und ihren Sohn sorgen zu können.
Die Geschichten rund um Tamara spielen in Newark im Bundesstaat New Jersey. Und dies ist keine der glänzenden, aufstrebenden Metropolen Amerikas, sondern eine Stadt, die vor allem für ihre hohe Kriminalitätsrate bekannt geworden ist. Dort lebt ein Viertel der Einwohner unterhalt der Armutsgrenze und über fünfzig Prozent der Bevölkerung sind Afroamerikaner. So bietet Newark den perfekten Schauplatz für die Handlung, in der ein Großteil der Charaktere schwarz ist. Dabei lässt es sich schwer greifen, mit welchen Mitteln es der Autorin gelingt, dass sich die Geschichte beim Lesen so anderes anfühlt als andere Kriminalromane, die in der weißen amerikanischen Mittelschicht spielen.
Tamara hat zwar Geldsorgen, kommt aber über die Runden. Und auch wenn sie ihrem Sohn Jamal keinen Luxus bieten kann, versucht sie doch alles, um ihm in naher Zukunft das College finanzieren zu können. Doch die ganze Zeit über spürt man, wie sehr für Tamara und Jamal die Kriminalität in der Nachbarschaft zu ihrem Leben gehört. So erzählt der Junge, dass er natürlich weiß, dass einige seiner Mitschüler mit Drogen handeln und Waffen besitzen und dass er zwar versucht, sich von ihnen fern zu halten, dies aber nicht immer so einfach ist. Im Gegensatz dazu gibt es die Männer, die früher einmal mit Tamara zur Schule gegangen sind und die heute Erfolg und sogar Einfluss in der Stadt haben. Und doch muss die Detektivin befürchten, dass gerade diese alten Mitschüler in den Mord an Celia verwickelt sind.
"Remember Celia Jones" ist keine actiongeladenen Geschichte, da sich Valerie Wilson Wesley sehr darauf konzentriert, ihre Figuren und deren Lebensumstände authentisch zu beschreiben. Dies sorgt für eine sehr stimmige und dichte Atmosphäre, geht aber leider zu Lasten der Krimihandlung. Vor allem ist es ärgerlich, dass sich eine Detektivin, die früher einige Jahre bei der Polizei gearbeitet hat, eher von ihren Gefühlen und ihrem Instinkt leiten lässt, statt in Ruhe an diese Ermittlungen heranzugehen.
Es ist zwar nachvollziehbar, dass Tamara Hayle von dem Mord ihrer ehemals besten Freundin erschüttert ist, aber deshalb muss sie sich doch nicht mit jedem Menschen in ihrer Umgebung anlegen. Wider besseres Wissen verscherzt sie es sich mit Polizisten, die bereit sind, sie zu unterstützen, und macht in aller Öffentlichkeit eine Szene, bei der sie einen geachteten Mann - ohne auch nur einen Beweis in der Hand zu haben - des Mordes beschuldigt. Dieses Vorgehen ist für einen Leser, der Wert auf ein stimmiges Verhalten der Hauptfigur legt, nur schwer hinzunehmen. Doch trotz dieses Kritikpunktes an Tamaras unprofessionellem Vorgehen ist der Roman überaus unterhaltsam und bietet dem Leser einen ungewohnten und sehr atmosphärischen Blick auf das "schwarze Amerika".
Mit "Remember Celia Jones" hat Valerie Wilson Wesley ihren siebten Roman um Tamara Hayle geschrieben. In diesem Buch muss die Privatdetektivin den Mord an ihrer ehemals besten Freundin Celia Jones aufklären. Auf dieser Basis präsentiert die Autorin eine sehr atmosphärische Geschichte, die den Leser in die schwarze Mittelschicht von Newark führt. Obwohl die Lebensumstände von Tamara und ihrem Umfeld stimmig beschrieben sind, kann der Krimanteil in diesem Buch nicht ganz überzeugen. Dafür bietet dieser Roman eine unterhaltsame Geschichte und einen spannenden Blick auf das Leben der afroamerikanischen Bevölkerung.