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Die Teufelshaube 
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller
Geschrieben von Konstanze Tants   
Freitag, 6. August 2010

Die Teufelshaube

Originaltitel: The Serpent's Tale
Untergenre: Historischer Roman
Verlag: Knaur
Erschienen: Februar 2010
ISBN: 978-3-426-63491-2
Preis: 8,95 EUR

448 Seiten
Inhalt
5.0
Preis/Leistung
8.0
Gesamtwertung
5.3

Wertung:
5.3
von 10
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Zum Inhalt:

Die Geliebte Heinrichs II. wird vergiftet - mit einem gefährlichen Pilz, der Teufelshaube. Der König tobt, seine Gemahlin, Eleanor von Aquitanien, dagegen triumphiert. Steckt sie hinter dem grausamen Anschlag auf ihre Widersacherin? Will sie einen Bürgerkrieg in England entfachen und Heinrich so entmachten? Nur eine kann die Zeichen richtig deuten: Adelia, die Totenleserin aus Salerno ...

Meinung:

Nach "Die Totenleserin" legt Ariana Franklin mit "Die Teufelshaube" ihren zweiten historischen Kriminalroman um Adelia Aguilar vor. Die Sizilianerin ist auf Geheiß ihres Königs in England geblieben, da Heinrich II. ihre Dienste als Ärztin und Ermittlerin weiterhin in Anspruch nehmen will. Als Rosamund Clifford, die Geliebte des Herrschers, vergiftet wird, soll Adelia herausfinden, wie die Tat begangen wurde und wer dafür verantwortlich ist.

So wird die sizilianische Ärztin in eine Geschichte hineingezogen, die weitreichende Folgen für England mit sich bringen kann. Noch immer grollt die katholische Kirche mit Heinrich II., der für den Tod von Thomas Becket verantwortlich gemacht wird, und auch innerhalb seiner Familie wird gegen ihn intrigiert. Seine Frau, Eleanor von Aquitanien, wird von dem König gefangen gehalten und seine Söhne - allen voran Heinrich der Jüngere - gieren nach der Macht.

Doch nicht nur die politischen Aspekte erschweren Adelia die Ermittlungen: Die Engländer sind so rückständig in ihren Ansichten, dass die studierte Ärztin nur als vermeintliche Assistentin des Sarazenen Mansur ihrer Tätigkeit nachgehen kann. Obwohl der Araber der jungen Frau ebenso zur Seite steht wie ihre ältere Freundin Gyltha, fühlt sich Adelia, die inzwischen auch für ihr kleines Kind verantwortlich ist, mit ihrer Aufgabe überfordert.

Die Ärztin hat sich zwar in den vergangenen Monaten an das Leben in England gewöhnt, hasst es aber, dass Heinrich II. die Macht hat, sie in seinem Land festzuhalten. Ihr fehlt der Beistand ihres väterlichen Freundes Simon, der bei den Ermittlungen in Cambridge ermordet wurde, genauso wie die Nähe zu Rowley, der inzwischen ein Bischofsamt innehält und keinen Kontakt mehr zu seiner Geliebten und ihrem gemeinsamen Kind halten kann.

Ariana Franklin gelingt es auch in "Die Teufelshaube", ein faszinierendes Bild der englischen Gesellschaft zur Zeit Heinrich II. zu zeichnen. Obwohl die Autorin eine recht moderne Sprache verwendet, um die Lesbarkeit zu erhalten, und sie sich auch ein paar Freiheiten bezüglich der Örtlichkeiten und anderer Elemente nimmt, hat man das Gefühl, ein stimmiges historisches Abbild präsentiert zu bekommen. Doch bei all den Details rund um die politischen, religiösen und gesellschaftlichen Zustände geht die Spannung in diesem Kriminalroman leider verloren.

Adelia bekommt sehr viele Informationen präsentiert, ohne selbst besonders viel zur Aufklärung der Morde beizutragen. Die Protagonistin ist so viel zaghafter als in "Die Totenleserin", dass der Leser doch ein wenig die Geduld mit ihr verliert. Zwar lässt sich die Sorge um ihr Kind nachvollziehen, da dies vom Mörder als Druckmittel gegen die Ermittlerin benutzt wird, doch vermisst man aufgrund dieser Wendung die hartnäckigen Fragen und den Forscherdrang, der in der vorangegangenen Geschichte die Persönlichkeit der jungen Frau bestimmt - und sie deutlich sympathischer gemacht - hat.

Auch die Grundidee, einen Großteil der Handlung in einem von der restlichen Welt abgeschnittenen Kloster spielen zu lassen, wird von der Autorin nicht wirklich genutzt. So vergehen viele Seiten mit Beschreibungen der Situation der Nonnen und der anderen Bewohner der Abtei, die unter der Einquartierung von zwei Söldnertruppen zu leiden haben. Währenddessen macht die Krimihandlung keinerlei Fortschritte. Insgesamt bietet "Die Teufelshaube" zwar einen interessanten Roman, wenn es um die Gesamtsituation im England dieser Zeit geht, aber keine wirklich fesselnde Handlung. Immerhin kann das Buch auch ohne Vorwissen aus "Die Totenleserin" uneingeschränkt verstanden werden, ohne dass die eingeschobenen Erklärungen zur vorhergehenden Handlung das Lesevergnügen trüben.

Fazit:

Leider gelingt es Ariana Franklin nicht, mit "Die Teufelshaube" einen ebenso unterhaltsamen und spannenden Kriminalroman vorzulegen wie mit ihrem ersten Buch um Adelia Aguilar. Die sizilianische Ärztin wird in die Ermittlungen um den Mord an der Geliebten Heinrichs II. verwickelt, doch statt ihrer unersättlichen Neugier und ihrem Gerechtigkeitssinn nachzugeben, verstrickt sich die junge Frau lieber in ihren eigenen Kummer und die Sorge um ihr Kind. So bietet die Autorin mit diesem Roman leider keine mitreißende Kriminalgeschichte, sondern nur eine interessante und stimmig wirkende Darstellung der politischen, religiösen und gesellschaftlichen Landschaft dieser Zeit.
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