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Passwort: Henrietta |
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller | |
Geschrieben von Konstanze Tants | |
Samstag, 13. Juni 2009 | |
Passwort: Henrietta Originaltitel: The Insider Übersetzt von: Karl-Heinz Ebnet 1. Band der Reihe Verlag:
Knaur
Erschienen: Mai 2009 ISBN: 978-3-426-66374-5 Preis: 14,90 EUR 480 Seiten |
"Das Leben macht keinen Spaß, wenn man nicht hin und wieder alles riskiert." Nach diesem Satz lebt die junge Hackerin Henrietta, sogar in ihrem Job als Sicherheitsexpertin für Computernetzwerke - bis sie von einem Unbekannten auf die Gleise der einfahrenden Dubliner S-Bahn gestoßen wird. In letzter Sekunde kann sie sich retten, doch die Nachricht, die der Killer ihr im Gedränge zugeflüstert hat, setzt einen tödlichen Wettlauf in Gang ...
Krimis rund um das Thema Internetkriminalität gibt es viele - und bei so manchem steigt der Leser irgendwann innerlich aus, weil zu viele Fachtermini auf ihn einprasseln. Doch nicht bei Ava McCarthys Debütroman "Passwort: Henrietta", welcher so flüssig geschrieben ist, dass selbst der Leser, für den sowohl die Welt eines Hackers als auch der Bereich Investmentbanking fremd sind, den verschiedenen Vorgängen sehr gut folgen kann.
Schon ihre Hauptfigur Henrietta (Harry) Martinez wurde von der Autorin mit einem reizvollen Beruf ausgestattet: Die junge Frau arbeitet für eine Sicherheitsfirma und hackt sich im Auftrag diverser Unternehmen in deren Systeme ein, um herauszufinden, ob es möglich ist, an vertrauliche Daten zu kommen. Gleich die ersten Szenen machen klar, dass der wichtigste Aspekt bei dieser Arbeit weniger darin liegt, mit den gewieftesten Programmen anzugreifen, sondern die Schwachstelle "Mensch" für die Infiltration zu nutzen.
Doch so interessant Henriettas Tätigkeit als Sicherheitsexpertin ist, erst mit einem Mordversuch, bei dem sie vor eine Dubliner S-Bahn geworfen wird, beginnt die Handlung so richtig spannend zu werden. Schnell wird klar, dass dieser Anschlag auf Henriettas Leben mit der Vergangenheit ihres Vaters in Verbindung steht. Sal Martinez war, so lange seine Tochter zurückdenken kann, ein Spieler. Seine besondere Leidenschaft galt dem Pokern, aber auch beruflich ging er gern hohe Risiken ein - und hatte nach einer Niederlage immer schon einen Plan für den nächsten Höhenflug im Hinterkopf. Bis zu dem Tag, an dem er wegen Insiderhandel nicht nur seinen lukrativen Arbeitsplatz verlor, sondern auch zu einem mehrjährigen Gefängnisaufenthalt verurteilt wurde. In all der Zeit hat Henriettas Vater nie Details über seine Taten preisgegeben - und immer noch fehlen 12 Millionen Euro, die er zusammen mit seinen Komplizen bei seinen illegalen Geschäften verdient hat.
In den Jahren seit seiner Inhaftierung hat Henrietta ihren Vater nie besucht, wollte sich nie mit seinen Verfehlungen auseinandersetzen. Doch nun wird sie durch den Mordanschlag gezwungen, sich mit ihrem Vater und seinen Machenschaften zu beschäftigen und tiefer in die Materie des Insiderhandels einzusteigen, als ihr lieb sein kann. Auch wenn Henrietta grundsätzlich keinem Menschen vertraut, findet sie in ihrem Chef Dillon bei ihren Ermittlungen große Unterstützung. Er war es schließlich auch, der sie als Teenagerin davon abgehalten hat, als Hackerin auf die schiefe Bahn zu geraten.
Insgesamt ist "Password: Henrietta" ein sehr unterhaltsamer Page-Turner, bei dem die Charaktere zwar nicht so intensiv beschrieben werden, dass man mit ihnen mitlebt, aber dafür bleibt der Leser immer neugierig darauf, was wohl als Nächstes passiert. Mordanschläge, Brandstiftung und viele verschiedene Figuren, die alle nur ihren eigenen Vorteil im Sinn haben, werden von Ava McCarthy zu einem faszinierenden Netz gesponnen. Auch wenn die eine oder andere Wendung in der Handlung vorhersehbar ist, können die rasante Erzählweise und der gelungene Schluss der Geschichte diesen Mangel locker wieder ausgleichen.
Besonders schön ist es, dass man immer wieder an den geschilderten Details bemerken kann, dass sich die Autorin in dem beschriebenen Metier auskennt. Da Ava McCarthy selbst an der Londoner Börse gearbeitet und sich danach als Computerexpertin einen Namen gemacht hat, gelingt es ihr, diese Bereiche stimmig und überzeugend darzustellen. Gerade die Tatsache, dass Kontenmanipulationen nicht so einfach sind und all die vielen Sicherungsmechanismen von der Autorin gut im Zusammenhang erklärt werden, macht dieses Buch deutlich glaubwürdiger als so manch anderer Roman zu diesen Themen.
Ava McCarthys Debütroman "Passwort: Henrietta" ist ein faszinierender Page-Turner, der den Leser in die Welt des Insiderhandels und der Computerkriminalität führt. Das Hintergrundwissen der Autorin, ihre sympathischen Charaktere und die flüssige Erzählweise sorgen dafür, dass man diesen Roman so schnell nicht wieder aus der Hand legt. Bei einer so gelungenen Geschichte stört es auch kaum, dass einige Handlungselemente vorhersehbar gestaltet wurden. Stattdessen macht einem dieser spannende Krimi Lust auf weitere Romane rund um die Sicherheitsexpertin Henrietta Martinez.