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B.U.A.P. 3: Die Toten 
Comics: Amerika Horror & Mystery
Geschrieben von Manuel Tants   
Freitag, 9. Januar 2009

B.U.A.P. 3: Die Toten

Zeichner: Guy Davis

Originaltitel: B.P.R.D.: The Dead
Reihe: B.U.A.P.
3. Band der Reihe

Verlag: Cross Cult
Format: Hardcover
Erschienen: Juli 2007
ISBN: 978-3-936480-22-1
Preis: 19,80 EUR

160 Seiten
Inhalt
8.0
Zeichnungen
9.0
Verarbeitung
9.0
Preis/Leistung
9.0
Gesamtwertung
8.6

Wertung:
8.6
von 10
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Zum Inhalt:

Eine sturmgepeitschte Nacht in Neuengland, USA. Auf den Spuren seiner Vergangenheit durchstreift Abe Sapien die unheimliche Ruine einer Villa, die sich einsam an die schwarzen Klippen der Steilküste klammert. Als anhänglich soll sich auch die Herrin des Hauses erweisen, eine zart besaitete Wasserleiche, die sämtliche Register der Gastfreundschaft zieht, damit Abe sich bei ihr ganz wie zuhause fühlt ... Währenddessen gerät die mysteriöse Froschplage im Land endgültig außer Kontrolle. Kurzerhand wird die "Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen" ins Herz des Sturms umgesiedelt: Man bezieht Quartier in einem maroden Forschungskomplex des Militärs hoch in den Rocky Mountains. Doch anstatt der Froschwanderung Einhalt zu gebieten, bekommen es Liz Sherman, Roger der Homunkulus und Johann Kraus in den schier endlosen Katakomben der riesigen Anlage mit verrückten Nazi-Wissenschaftlern, der Heiligen Lanze und einem schaurigen Tor zum "Paradies" zu tun. Als noch unattraktiver erweist sich lediglich ihr neuer Vorgesetzter, "Captain Zombie" ...

Meinung:

Erst vor Kurzem stieß Johann Kraus zum Team der B.U.A.P. und nun gibt es in "Die Toten" sogar gleich zwei weitere gravierende Änderungen: Zum einen bezieht die Mannschaft ein neues Hauptquartier, das wesentlich näher an der Front des immer noch nicht ausgefochtenen Kampfes gegen die Froschmonster liegt. Bei dem neuen Gebäude handelt es sich um eine gewaltige militärische Forschungsanlage, die in die Rocky Mountains hineingebaut wurde und in ihren Kellern so manche Überraschung bereithält. Zum anderen gibt es erneut ein frisches Teammitglied: Der Ex-Soldat Captain Benjamin Daimio wird aufgrund seiner Erfahrung mit Kampfeinsätzen gleich zum Leiter für alle künftigen Feldeinsätze der Behörde ernannt. Es gibt zudem ein Ereignis in seiner bislang noch recht geheimnisvollen Vergangenheit, das ihn für die Arbeit mit paranormalen Phänomenen prädestiniert: Nach einer gescheiterten Mission war er volle drei Tage lang tot ...

Der bärbeißige und kompromisslose Daimio, der ohne viele Umschweife von seiner Befehlsgewalt Gebrauch macht, führt sich bei den alteingesessenen Agenten denkbar schlecht ein. Vor allem Liz stört sich am wenig einfühlsamen Verhalten des Captains, während Roger, der von Daimio besonders herablassend behandelt wird, in ihm sogar eine Art Vaterfigur zu erkennen scheint. Hier zeichnet sich eine interessante Neugewichtung in der Figurenkonstellation des B.U.A.P.-Teams ab, zumal Abe Sapien, der nach Hellboys Ausscheiden bisher provisorisch die Einsatzleitung innehatte, noch gar nichts von seinem neuen Vorgesetzten weiß.

Der Fischmensch hat sich nämlich zusammen mit Kate Corrigan auf die Spuren seiner eigenen Vergangenheit gemacht, zu der er im vorigen Band ("Die Froschplage") erstmals nähere Hinweise erhalten hatte. Nun versucht er, in Rhode Island zu seinen eigenen Ursprüngen vorzudringen und trifft dabei in einem verlassenen Haus auf eine Wasserleiche, die großes Interesse an ihm zeigt. Diese Szenen sind zwar atmosphärisch sehr dicht und voller Tragik, wirken nüchtern betrachtet aber etwas gestreckt und hinausgezögert, damit es wirklich erst am Ende des Bandes zur Auflösung dieser Situation kommt.

Die übrigen B.U.A.P.-Agenten haben wegen des Umzugs in die neue Zentrale keine Zeit, sich um die immer weiter um sich greifende Froschplage zu kümmern: Das Gebäude war jahrelang ungenutzt und sein Inventar ist dank diverser Geheimlabore der Regierung nur unzureichend dokumentiert. Da ist es kein Wunder, dass sich hier einige interessante Überraschungen finden lassen. Vor allem Johann Kraus, der als ektoplasmisches Medium besonders empfänglich für Signale aus der Vergangenheit ist, reagiert sensibel auf das, was das Gemäuer ihm zuflüstert, und begibt sich schon bald auf eine gefährliche Entdeckungsreise in die Untergeschosse des verwinkelten Bauwerks.

Für "Die Toten" hat Mike Mignola zum ersten Mal seit seinem ersten Hellboy-Band wieder auf die Hilfe eines Co-Autors zurückgegriffen, in diesem Fall auf die von John Arcudi. Die Zusammenarbeit funktionierte dabei so reibungslos, dass Arcudi auch weiterhin an den B.U.A.P.-Comics mitwirken wird. Offenbar ergänzen sich die beiden Schreiber so gut, dass sogar sie selbst im Nachhinein kaum noch sagen können, wer für welche Komponente der Geschichte verantwortlich war. Und das Resultat der Kooperation kann sich durchaus sehen lassen: Mit dem neuen Hauptquartier und Captain Daimio sind der Serie gleich zwei Quellen für interessante Geheimnisse, die es zu lüften gilt, hinzugefügt worden.

Die Arbeit am Zeichenstift hat erneut Guy Davis übernommen, der auch bei "Die Toten" sein Talent für das Entwerfen grausiger Kreaturen zur Anwendung bringen kann. Diese Fähigkeit kam ihm auch im Falle von Benjamin Daimio zugute, denn er hat dem neuen Teamleiter ein wahrhaft markantes Gesicht verliehen. Mit seiner lockeren und in gewisser Weise sehr europäischen Linienführung drücken er und Ausnahme-Kolorist Dave Stewart dem Look dieser Hellboy-Spinoff-Serie weiterhin ihren ganz eigenen, unverkennbaren Stempel auf. Neben einem Interview mit Guy Davis enthält der Hardcover-Band zudem eine umfangreiche Skizzensektion, in der Davis seine ersten Entwürfe zu einigen Charakteren dieses Bandes und dem neuen Hauptquartier der Behörde kommentiert.

Fazit:

"Die Toten" bringt viel Neues in die Welt der B.U.A.P.: Einerseits das mysteriöse neue Hauptquartier mit seinen vielen in ihm eingeschlossenen Geheimnissen, und andererseits einen Teamleiter mit undurchsichtiger Vergangenheit. Dessen aggressive, barsche Art will kaum zum ansonsten sehr harmonischen Umgangston unter den Agenten passen, sodass hier für die Zukunft noch weitere spannende Meinungsverschiedenheiten zu erwarten sind. Angesichts eines so konzentrierten Blicks auf das Innenleben der Behörde und ihrer Mitarbeiter ist es wenig überraschend, dass der weiterhin tobende Kampf gegen die Froschmonster in diesem Band ein wenig in den Hintergrund gerät.