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B.U.A.P. 2: Die Froschplage  Redaktionstipp
Comics: Amerika Horror & Mystery
Geschrieben von Manuel Tants   
Montag, 3. November 2008

B.U.A.P. 2: Die Froschplage

Originaltitel: B.P.R.D.: Plague of Frogs
Reihe: B.U.A.P.
2. Band der Reihe

Verlag: Cross Cult
Format: Hardcover
Erschienen: Dezember 2006
ISBN: 978-3-936480-21-4
Preis: 19,80 EUR

176 Seiten
Inhalt
9.0
Zeichnungen
9.0
Verarbeitung
9.0
Preis/Leistung
9.0
Gesamtwertung
9.0

Wertung:
9.0
von 10
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Zum Inhalt:

Der erste Fall dieses Bandes führt Abe Sapien und Roger, den Homunkulus, tief in die amerikanische Provinz, wo sie geradezu gespenstisch frische Erinnerungen an die Hexenhysterie von Salem zutage fördern. In einem weiteren Fall verschlägt es Abe und Johann Kraus nach Moldawien, wo sie B.U.A.P.-Business as usual erwartet: blutrünstige Adlige, düstere Gemäuer, legendäre Schätze und ... Zombies. Und schließlich führt eine Schießerei in einem geheimen Hochsicherheitslabor zum Entweichen eines riesigen Pilzes und zum Ausbruch einer bizarren Froschplage. Die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen nimmt die Ermittlungen auf und kommt einer mysteriösen Sekte auf die Spur, die fest entschlossen scheint, die apokalyptischen Pläne auszuführen, die der wahnsinnige Mönch Rasputin im ersten Hellboy-Abenteuer "Saat der Zerstörung" vorgezeichnet hatte. Für Abe Sapien gerät der Feldzug gegen die Froschkreaturen zugleich zu einer Reise in die eigene Vergangenheit ...

Meinung:

Nachdem "Hohle Erde" noch ein halbwegs für sich allein stehendes Abenteuer darstellte, beginnt mit der "Froschplage" eine bis heute andauernde Phase, in der die B.U.A.P.-Geschichten fast nahtlos aufeinander aufbauen. Und es sei auch gleich gewarnt: Mit fast jedem neuen Band können gravierende Änderungen in der Konstellation des Teams eintreten, die durchaus permanente Folgen für die anti-paranormale Behörde und den Rest der in den Comics dargestellten Welt haben. Mit anderen Worten: Das Sicherheitsnetz ist weg, von nun an ist kein Charakter mehr vor dem Tod sicher - das wird sich im weiteren Verlauf der Serie noch schmerzlich zeigen. Der Grund für diesen neuen, ernsthaften Ton ist die Froschplage, die diesem Band den Namen gibt und inhaltlich den Bogen zum ersten Hellboy-Band ("Saat der Zerstörung") schlägt.

Bevor es mit der Hauptgeschichte los geht, bietet der Band allerdings noch zwei kürzere Einzelepisoden: In "Stille Wasser", geschrieben von Brian Augustyn, bekommen es Abe Sapien und Roger mit Geistern und einem religiösen Eiferer zu tun. Die Handlung weist einige stimmungsvolle Momente auf, zudem ist dies die erste B.U.A.P.-Story, die vom späteren Stammzeichner Guy Davis in Szene gesetzt wurde. "Im Osten nichts Neues" wurde von Mike Mignola selbst verfasst und vom Kanadier Cameron Stewart gezeichnet und lässt Abe zusammen mit dem Neuling Johann Kraus in Osteuropa einer lokalen Zombieplage nachgehen. Die Geschichte illustriert auf wunderbare Weise, dass die B.U.A.P. zwischen all den spektakulären Einsätzen gegen gewaltige Tentakelbestien und apokalypsenverliebte Nazi-Magier hin und wieder auch "ganz normale" Brot-und-Butter-Missionen erledigt.

Die titelgebende "Froschplage", die sich über die folgenden fünf Kapitel hinweg entfaltet, gehört allerdings eindeutig nicht zu den kleineren Alltagsproblemen, denen sich die B.U.A.P. stellen muss. Im Gegenteil, was ganz bescheiden mit einer Pilzspore beginnt, die Agenten der Behörde kürzlich in Cavendish Hall, dem Schauplatz des ersten Hellboy-Bandes, fanden, entwickelt sich schnell zum verzweifelten Kampf gegen den Anführer einer kultischen Bewegung, der ganze Horden von Froschmonstern auf die Welt loslassen will. Im Laufe der Operation gerät fast jeder der an ihr beteiligten Agenten an den Rand des Todes - oder sogar darüber hinaus. Und Abe Sapien, der in letzter Zeit von schweren Albträumen geplagt wurde, erfährt sogar einige bedeutsame Geheimnisse aus seiner eigenen Vergangenheit, die ihm bislang völlig unbekannt waren - allerdings werfen diese Enthüllungen mehr Fragen auf, als sie beantworten.

Doch nicht nur die Handlung hat so manche bittere Wendung und grausige Überraschung zu bieten, auch Guy Davis, der von nun an alle weiteren B.U.A.P.-Stories zeichnen wird, trägt seinen Teil zur schockierenden Wirkung der Geschichte bei. Zwar unterscheidet sich sein flüssiger, lebhafter und detailfreudiger Zeichenstil gravierend von den schweren Schwarzflächen, die Mignola bevorzugt. Doch die mitunter fast schon hingekritzelt wirkenden Bilder, die bei näherer Betrachtung aber erkennen lassen, dass kein einziger Strich durch Zufall entstand, erzeugen auf ganz andere Weise eine sehr vergleichbare Atmosphäre, zumal Davis' Vorstellungskraft kaum hinter der von Mignola zurücksteht, wenn es darum geht, entsetzliche Ungeheuer aufs Papier zu bringen.

In Sachen Aufmachung lässt Cross Cult die B.U.A.P.-Bände natürlich nicht hinter ihrer "Mutterserie" Hellboy zurückfallen. Im Gegenteil: Neben dem edlen Hardcover-Umschlag und dem festen Papier gehört auch hier eine Skizzensektion für den Zeichner sowie eine Galerie mit exklusiven Illustrationen deutscher Künstler zum Umfang dazu. Im Gegensatz zu den Hellboy-Bänden erscheint diese Serie sogar komplett in Farbe - es wäre allerdings auch einem Verbrechen gleichgekommen, die wundervoll subtilen Farben von Dave Stewart zu unterschlagen, da diese mit dem Eisner-Award gekrönte, texturreiche Koloration die Atmosphäre noch einmal spürbar verstärkt.

Fazit:

Die neue Ernsthaftigkeit und Dramatik steht dem Hellboy-Universum sehr gut zu Gesicht. Zwar gibt es nach wie vor vereinzelte humorvolle Momente, doch insgesamt läutet "Die Froschplage" endgültig die Phase ein, in der die alte Unbekümmertheit abgelegt wird und ernsthafter Dramatik weicht. Vorbei die Zeiten, in denen es zwar regelmäßig hieß: "Morgen wird mir alles weh tun" - doch drei Tage später war die Welt wieder in Ordnung. Nein, von jetzt an ist nichts mehr in Ordnung, weder für die B.U.A.P.-Belegschaft noch für den Rest der Menschheit. Einzig der Leser darf sich freuen, denn ihn erwartet ein apokalyptischer und packend in Szene gesetzter Horror-Comic, der den lieb gewonnenen Charakteren das Äußerste abverlangt. Die Zeichnungen von Guy Davis, die von nun an das Erscheinungsbild des B.U.A.P.-Teams fest prägen werden, mögen dabei für das Mignola-verwöhnte Auge auf den ersten Blick etwas ungewohnt erscheinen, passen aber so exzellent zur Atmosphäre, dass man sie schon bald nicht mehr missen möchte.