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Klaus Störtebecker und andere Seemannsgeschichten (Hörbuch) 
Hörbücher: Unterhaltung Allgemeine Belletristik
Geschrieben von Götz Piesbergen   
Freitag, 3. Oktober 2008

Klaus Störtebecker und andere Seemannsgeschichten

Gelesen von: Christian Rode
Art der Lesung: ungekürzt
Medienanzahl: 2 CDs

Erschienen: August 2008
ISBN: 978-3-86610-9
Preis: 9,95 EUR
Inhalt
5.0
Sprecher
9.0
Bearbeitung
6.0
Preis/Leistung
8.0
Gesamtwertung
6.6

Wertung:
6.6
von 10
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Zum Inhalt:

Der bekannte und gefürchtete Seeräuber Störtebecker, Anführer der Likedeeler, plündert Ende des 14. Jahrhunderts Kaufmannsschiffe auf Nord- und Ostsee. Zwar wehren sich die Mitglieder der Hanse, doch der berüchtigte Pirat entkommt immer wieder mittels schnellerer Schiffe und trickreicher Wendemanöver. Schließlich lockt ihn ein Betrug aber doch ins Netz der Justiz und seine Köpfung steht kurz bevor ...

Meinung:

Das Hörbuch "Klaus Störtebecker und andere Seemannsgeschichten" umfasst drei Abenteuer. Die erste Erzählung ist "Störtebecker" von Klabund, darauf folgt Joseph Conrads "Weihe" und als Letztes Ernst Willkomms "Erzählungen eines Wattenschiffers".

Klabund (eigentlich Alfred Henschke) war ein deutscher Schriftsteller, der von 1890 bis 1928 lebte. Neben dem Schreiben von Romanen, Theaterstücken und Gedichten übersetzte er auch fernöstliche Literatur. Mit "Störtebecker" erzählte er die Lebensgeschichte des berühmten Piraten. Angefangen mit dem Schicksal von Störtebeckers Vater und seiner Mutter, über seine ersten Taten als Pirat bis hin zu seinem berühmten Ende. Leider lässt Klabunds Version stark zu wünschen übrig.

Die Geschichte wird extrem fragmentarisch erzählt. Sie springt von einem Handlungsort zu nächsten - im einen Moment ist Sommer, im nächsten befindet man sich plötzlich im Winter vor Dänemark. Es wird nicht erklärt, wie viel Zeit vergangen oder was vorgefallen ist. Störtebecker ist vorher auf dem Land und dann plötzlich auf einem Schiff, ohne einen nachvollziehbaren Übergang. Zuerst ist man beim Hören verwirrt, dann ist man davon genervt. Aber auch verschiedene Figuren tauchen plötzlich auf und verschwinden ebenso unerwartet. Plötzlich ist die Rede von einem weißen Pilger, ohne dass der Hörer weiß, wer diese Figur ist, oder woher sie kommt. Eine Erklärung oder Einführung hätte die Erzählung wesentlich nachvollziehbarer gemacht. Dies alles führt dazu, dass die titelgebende Geschichte von allen auf der CD enthaltenen am schlechtesten ist.

Joseph Conrad war ein in Polen geborener Schriftsteller, der seine Geschichten allerdings auf Englisch verfasste. Seine bekanntesten Werke sind "Lord Jim", "Nostromo" und "Herz der Finsternis". Letzteres diente als Vorlage für den berühmten Anti-Kriegs-Film "Apocalypse Now". In "Weihe" erzählt der Autor, wie ein Offizier zur See Leute von einem sinkenden Schiff retten muss. Das Ganze wird von einer Art philosophischem Diskurs über Schiffe und das Meer umgeben.

Dieser philosophische Ansatz ist für den normalen Zuhörer etwas gewöhnungsbedürftig, nimmt jedoch mit der Zeit immer mehr an Fahrt auf und stört eigentlich gegen Ende kaum mehr. Die Rettung der Seeleute ist gut geschildert und die Geschichte des in Not geratenen Schiffes sorgt für Dramatik. Die "Weihe" bezieht sich auf die Erlebnisse des Offiziers, der im Laufe der Rettung bittere Erfahrungen gewinnt. Dies wird ihn, so wird angedeutet, zu einem besseren Offizier zur See machen, als es sein Kapitän ist.

Ernst Adolf Willkomm, von dem die letzte Geschichte stammt, ist der älteste unter den drei Schriftstellern. Er lebte im 19. Jahrhundert und war unter anderem Zeit seines Lebens Redakteur bei der "Lübecker Zeitung". Die Geschichte "Erzählungen eines Wattenschiffers" ist von allen Abenteuern auf dem Hörbuch vielleicht das skurrilste. Erzählt wird die Geschichte des Schiffers Bronk, der ein alter erfahrener Seebär ist. Seine Erfahrung verhindert jedoch nicht, dass er eine Begegnung mit zwei höheren Wesen hat, deren Abendtafel er mit seinem Anker mal eben vernichtet hat - natürlich vollkommen unabsichtlich.

Das vielleicht hervorstechendste Merkmal an dem Hörbuch "Klaus Störtebecker und andere Seemannsgeschichten" ist die Stimme von Christian Rode. Der Sprecher ist ein erfolgreicher Schauspieler und synchronisiert in Deutschland unter anderen Michael Caine, Anthony Perkins und Michel Piccoli. Christian Rodes Leistung merkt man die gute Schulung seiner Stimme an. Ohne Probleme gelingt es ihm, den jeweiligen Text hervorragend vorzutragen. Dabei wandelt sich sein Ausdruck je nach Art der Geschichte - bei "Erzählungen eines Wattenschiffers" nimmt er einen leicht humorigen Unterton an, während der Sprecher bei "Weihe" das Drama bestens vermittelt.

Die Länge der einzelnen Tracks ist extrem schwankend. Mal sind die Stücke mit anderthalb Minuten recht kurz, mal mit 12 Minuten sehr lang. Es ist nicht ganz klar, wovon die Länge abhängig ist, aber ein einheitlicher Standard wäre angenehmer gewesen. Immerhin gibt es zwischen den einzelnen Tracks keine spürbare Pause oder einen Übergang und der Anfang einer neuen Geschichte wird deutlich betont.

Fazit:

Mit "Klaus Störtebecker und andere Seemannsgeschichten" veröffentlicht der Argon-Verlag ein Hörbuch, das gemischte Gefühle hinterlässt. Das Titelstück ist äußerst fragmentarisch und kann daher den Hörer überhaupt nicht überzeugen. Besser ist da die Geschichte "Weihe", die zwar extrem langsam in Fahrt kommt, aber am Ende in Sachen Dramatik richtig zu überzeugen weiß. Doch der Höhepunkt des Hörbuchs ist "Erzählungen eines Wattenschiffers", eine herrlich skurrile Geschichte, die dem Hörer sehr viel Spaß bereitet. Trotz der schwankenden Qualität der einzelnen Erzählungen gelingt es dem Sprecher Christian Rode, immer das Beste aus seinem Vortrag herauszuholen und seine Stimme sehr gut den jeweiligen Bedingungen der Geschichten anzupassen.
Weiterführende Infos

Hörprobe: