Anfangs machen fast alle Aufträge an Lew Archer einen relativ simplen Eindruck. So scheint auch diesmal Routine angesagt, abgesehen davon, dass sich der Privatdetektiv über das Verbot, die zentrale Person zu kontaktieren, hinwegsetzen muss. Doch schon an seinem ersten Tag im neuen Job findet der Ermittler eine Leiche und schon sieht sich Lew Archer zwischen den verschiedenen Fronten.
Meinung:
Ross Macdonald gilt neben Raymond Chandler und Dashiell Hammett als einer der führenden Vertreter der hardboiled novels. "Unter Wasser stirbt man nicht" ist sein zweiter Roman um den Privatdetektiv Lew Archer. Dieser Roman erschien in Deutschland auch schon unter den Titeln "Wer zögert ist verloren" und "Kein Öl für Mrs. Slocum" - und wurde mit Paul Newman in der Titelrolle verfilmt.
Auch wenn der Auftrag für den Privatdetektiv ungewöhnlich ist, vermutet Lew Archer hinter diesem Job keine größeren Schwierigkeiten. Seine Klientin Maude Slocum hat einen Brief abgefangen, der an ihren Mann gerichtet war. Darin wird Mr. Slocum davon unterrichtet, dass seine Frau ihn betrügt - und dazu angestachelt, etwas gegen dieses Verhalten zu unternehmen. Mrs. Slocum geht es weniger darum, den Verfasser dieses Briefes zur Verantwortung zu ziehen, als vielmehr darum zu verhindern, dass noch mehr solcher Anschreiben folgen, von denen dann eins in die Hände ihres Mannes geraten könnte. Lew Archer macht sich auf nach Nopal Valley, wo er auf dem Anwesen der Slocums eine höchst seltsame Familie vorfindet. Die Tatsache, dass er keine Fragen stellen darf, damit niemand dahinter kommt, dass er ein Detektiv und von Maude engagiert worden ist, macht ihm seine Ermittlungen nicht einfacher.
James Slocum versucht sein Glück in der Schauspielerei zu finden, unterstützt von seinem Freund, dem Regisseur und Autor Francis Marvell. Während ihr Vater seine Befriedigung auf der Bühne sucht und ihre Mutter mit dem beschränkten Leben auf dem Anwesen in Nopal Valley eindeutig nicht glücklich ist, muss sich Töchterchen Cathy der unwillkommenen Übergriffe des Chauffeurs Reavis erwehren - und über allem hockt Olivia Slocum. James Mutter ist es, die den kostbaren Grund besitzt, für dessen Nutzungsrechte Ölfirmen eine Menge geben würden. Doch das Geld lockt die alte Dame nicht. Sie genießt ihr Alter in der Landschaft, die sie und ihren Mann verzauberte, als sie sich in dem Tal niederließen - und sie genießt die Macht, die sie aufgrund der finanziellen Verhältnisse über die Mitglieder ihrer Familie hat.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Olivia Slocum kurz nach Lew Archers Ankunft tot im Swimmingpool aufgefunden wird. Ein Verdächtiger ist auch schnell gefunden, treibt neben der Leiche doch die Mütze des soeben entlassenen Chauffeurs. Aber auch wenn Polizeichef Knudson mit einer so einfachen Lösung zufrieden ist, reicht Lew Archer dieses Indiz allein nicht, um die Suche nach dem Täter zu beenden.
Doch für Ross Macdonald steht in seinen Geschichten weniger die Frage nach dem Täter, sondern die nach dem Motiv im Vordergrund. Lew Archer, der wie viele Privatdetektive in die Kategorie "ehemaliger Polizist" fällt, beobachtet seine Umgebung nur allzu gut und bemerkt viele Details, die die Beteiligten zu gern unter den Teppich kehren würden. Aber der Detektiv ist nicht nur ein guter Beobachter, er ist auch betroffen von dem, was er sieht und erlebt.
Ob es um die Frau aus reichem Hause geht, die sich ihre Falle selbst gegraben hat und nun zu schwach ist, um einen anderen Weg zu finden, oder um die kleine Barbedienung, die doch nur vom häuslichen Glück als Ehefrau träumt, Lew Archer fühlt mit diesen Personen mit - und versucht sein Möglichstes, um diesen Menschen ein Stückchen weiterzuhelfen. Im Gegensatz zu einem Sam Spade oder Philip Marlowe beobachtet er nicht nur das Geschehen um sich herum, sondern greift auch mal aktiv ein. Seine Integrität streicht die kleinen und großen Vergehen der anderen Charaktere nur noch deutlicher heraus.
Neben den vielschichtigen Figuren und ihren verflochtenen Beziehungen besticht der Roman auch durch die allgemeine Schilderung des Nopal Valley. Diese vor Kurzem so vergessene Stadt, deren Frieden von nichts gestört wurde, ist in die Hände der Ölfirmen gefallen. Und mit der Entdeckung der Ölvorkommen kamen nicht nur die rauen und ungehobelten Bohrturm-Arbeiter in die Gegend, auch Verbrecher folgten dem Geruch des Geldes, zogen ihr Netz durch die vormals so ländliche Region und hinterließen ihre verderblichen Spuren in der Gesellschaft.
Fazit:
Ross Macdonald wird in der Regel in einem Atemzug mit Raymond Chandler und Dashiell Hammett genannt. Doch seine Figur Lew Archer unterscheidet sich in ihrem Charakter von den eher distanzierten Protagonisten der anderen Autoren. Der Privatdetektiv ist nicht nur ein guter Beobachter, der die Schwächen der Personen in seiner Umgebung präzise aufdeckt, ihn bewegt auch ein ganz besonderes Mitgefühl. Seine Beobachtungen und sein liebevoller Umgang mit den Menschen machen "Unter Wasser stirbt man nicht" nicht nur zu einem spannenden Lesevergnügen, sondern auch zu einem faszinierenden Abbild einer Gesellschaft, in der der Frieden einer Region der Macht des Öls weichen muss.
Anfangs machen fast alle Aufträge an Lew Archer einen relativ simplen Eindruck. So scheint auch diesmal Routine angesagt, abgesehen davon, dass sich der Privatdetektiv über das Verbot, die zentrale Person zu kontaktieren, hinwegsetzen muss. Doch schon an seinem ersten Tag im neuen Job findet der Ermittler eine Leiche und schon sieht sich Lew Archer zwischen den verschiedenen Fronten.
Ross Macdonald gilt neben Raymond Chandler und Dashiell Hammett als einer der führenden Vertreter der hardboiled novels. "Unter Wasser stirbt man nicht" ist sein zweiter Roman um den Privatdetektiv Lew Archer. Dieser Roman erschien in Deutschland auch schon unter den Titeln "Wer zögert ist verloren" und "Kein Öl für Mrs. Slocum" - und wurde mit Paul Newman in der Titelrolle verfilmt.
Auch wenn der Auftrag für den Privatdetektiv ungewöhnlich ist, vermutet Lew Archer hinter diesem Job keine größeren Schwierigkeiten. Seine Klientin Maude Slocum hat einen Brief abgefangen, der an ihren Mann gerichtet war. Darin wird Mr. Slocum davon unterrichtet, dass seine Frau ihn betrügt - und dazu angestachelt, etwas gegen dieses Verhalten zu unternehmen. Mrs. Slocum geht es weniger darum, den Verfasser dieses Briefes zur Verantwortung zu ziehen, als vielmehr darum zu verhindern, dass noch mehr solcher Anschreiben folgen, von denen dann eins in die Hände ihres Mannes geraten könnte. Lew Archer macht sich auf nach Nopal Valley, wo er auf dem Anwesen der Slocums eine höchst seltsame Familie vorfindet. Die Tatsache, dass er keine Fragen stellen darf, damit niemand dahinter kommt, dass er ein Detektiv und von Maude engagiert worden ist, macht ihm seine Ermittlungen nicht einfacher.
James Slocum versucht sein Glück in der Schauspielerei zu finden, unterstützt von seinem Freund, dem Regisseur und Autor Francis Marvell. Während ihr Vater seine Befriedigung auf der Bühne sucht und ihre Mutter mit dem beschränkten Leben auf dem Anwesen in Nopal Valley eindeutig nicht glücklich ist, muss sich Töchterchen Cathy der unwillkommenen Übergriffe des Chauffeurs Reavis erwehren - und über allem hockt Olivia Slocum. James Mutter ist es, die den kostbaren Grund besitzt, für dessen Nutzungsrechte Ölfirmen eine Menge geben würden. Doch das Geld lockt die alte Dame nicht. Sie genießt ihr Alter in der Landschaft, die sie und ihren Mann verzauberte, als sie sich in dem Tal niederließen - und sie genießt die Macht, die sie aufgrund der finanziellen Verhältnisse über die Mitglieder ihrer Familie hat.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Olivia Slocum kurz nach Lew Archers Ankunft tot im Swimmingpool aufgefunden wird. Ein Verdächtiger ist auch schnell gefunden, treibt neben der Leiche doch die Mütze des soeben entlassenen Chauffeurs. Aber auch wenn Polizeichef Knudson mit einer so einfachen Lösung zufrieden ist, reicht Lew Archer dieses Indiz allein nicht, um die Suche nach dem Täter zu beenden.
Doch für Ross Macdonald steht in seinen Geschichten weniger die Frage nach dem Täter, sondern die nach dem Motiv im Vordergrund. Lew Archer, der wie viele Privatdetektive in die Kategorie "ehemaliger Polizist" fällt, beobachtet seine Umgebung nur allzu gut und bemerkt viele Details, die die Beteiligten zu gern unter den Teppich kehren würden. Aber der Detektiv ist nicht nur ein guter Beobachter, er ist auch betroffen von dem, was er sieht und erlebt.
Ob es um die Frau aus reichem Hause geht, die sich ihre Falle selbst gegraben hat und nun zu schwach ist, um einen anderen Weg zu finden, oder um die kleine Barbedienung, die doch nur vom häuslichen Glück als Ehefrau träumt, Lew Archer fühlt mit diesen Personen mit - und versucht sein Möglichstes, um diesen Menschen ein Stückchen weiterzuhelfen. Im Gegensatz zu einem Sam Spade oder Philip Marlowe beobachtet er nicht nur das Geschehen um sich herum, sondern greift auch mal aktiv ein. Seine Integrität streicht die kleinen und großen Vergehen der anderen Charaktere nur noch deutlicher heraus.
Neben den vielschichtigen Figuren und ihren verflochtenen Beziehungen besticht der Roman auch durch die allgemeine Schilderung des Nopal Valley. Diese vor Kurzem so vergessene Stadt, deren Frieden von nichts gestört wurde, ist in die Hände der Ölfirmen gefallen. Und mit der Entdeckung der Ölvorkommen kamen nicht nur die rauen und ungehobelten Bohrturm-Arbeiter in die Gegend, auch Verbrecher folgten dem Geruch des Geldes, zogen ihr Netz durch die vormals so ländliche Region und hinterließen ihre verderblichen Spuren in der Gesellschaft.
Ross Macdonald wird in der Regel in einem Atemzug mit Raymond Chandler und Dashiell Hammett genannt. Doch seine Figur Lew Archer unterscheidet sich in ihrem Charakter von den eher distanzierten Protagonisten der anderen Autoren. Der Privatdetektiv ist nicht nur ein guter Beobachter, der die Schwächen der Personen in seiner Umgebung präzise aufdeckt, ihn bewegt auch ein ganz besonderes Mitgefühl. Seine Beobachtungen und sein liebevoller Umgang mit den Menschen machen "Unter Wasser stirbt man nicht" nicht nur zu einem spannenden Lesevergnügen, sondern auch zu einem faszinierenden Abbild einer Gesellschaft, in der der Frieden einer Region der Macht des Öls weichen muss.