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Topkapi  Drucken E-Mail
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller
Geschrieben von Konstanze Tants   
Sonntag, 31. Januar 2010

Topkapi

Originaltitel: The Light of Day
Verlag: Diogenes
Erschienen: Januar 2008
ISBN: 978-3-257-23701-6
Preis: 6,00 EUR

320 Seiten
Inhalt
7.0
Preis/Leistung
9.0
Gesamtwertung
7.2

Wertung:
7.2
von 10
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Zum Inhalt:

Ein kleiner Gauner bei einem großen Coup: Arthur Abdel Simpson soll in die mit modernsten Alarmanlagen ausgestattete Schatzkammer des Palastmuseums "Topkapi" in Istanbul einbrechen. Doch nicht nur eine Gaunerbande, sondern auch der türkische Geheimdienst hat Pläne mit dem Kleinkriminellen ...

Meinung:

Wer bislang nur die Verfilmung dieses Romans mit Sir Peter Ustinov kennt, wird von Eric Amblers Geschichte rund um den kriminellen Arthur Simpson vielleicht enttäuscht sein. Hier erwartet den Leser keine locker-leichte Gaunerkomödie, sondern eine ausführliche und mit feinem Humor erzählte Handlung rund um einen ewigen Verlierer, dem das Schicksal böse mitspielt. Dabei taucht der Leser ein in das atmosphärisch beschriebene Istanbul Anfang der 60er-Jahre, wo nach dem Putsch des Militärs gegen die Regierung nun langsam wieder der Alltag einkehrt.

Doch erst einmal beginnt die Geschichte am Flughafen von Athen, wo Arthur Simpson versucht, einen Touristen für eine Fahrt in die Stadt aufzugreifen. Diese Masche hat der kleine Gauner schon häufiger angewandt, um dann mit etwas Glück von den Ausländern für die nächsten Tage als Reiseführer engagiert zu werden. Und obwohl Arthur mit Mr. Harper das perfekte Opfer ausgesucht zu haben scheint, ist dies der erste Schritt auf einem abenteuerlichen und gefährlichen Weg.

Denn der Amerikaner ist eindeutig kein normaler Tourist und als er Arthur dabei erwischt, wie dieser sein Hotelzimmer durchstöbert, zwingt er den kleinen Gauner dazu, einen Auftrag anzunehmen. Arthur soll nur einen Wagen über die Grenze in die Türkei bringen, alles sei organisiert, nichts könne passieren und natürlich sei der Auftrag legal - zumindest behauptet dies Mr. Harper. Doch als Arthur am Übergang kontrolliert wird, fallen den türkischen Grenzbeamten die versteckten Waffen hinter den Türabdeckungen des Wagens auf.

So sitzt der kleine Gauner doppelt in der Klemme: Selbst wenn er die türkische Regierung davon überzeugen würde, dass er nichts von den Waffen wusste, wäre das keine Garantie dafür, dass ihm dies das Leben retten würde. Mr. Harper hingegen würde ihn der griechischen Polizei ausliefern, wenn der Auftrag nicht korrekt zu Ende gebracht würde. So nimmt Arthur Simpson hin, dass ihn Major Tufan als Spitzel gegen Mr. Harper einsetzt, und versucht nun im Auftrag des türkischen Geheimdienstes herauszufinden, welche Pläne der Amerikaner mit seinen Komplizen in Istanbul verfolgt.

Eric Amblers Geschichten zeichnen sich durch eine wunderbare Beobachtungsgabe, eine klare Sprache und eine ungemein gründliche Recherche aus sowie durch die Tatsache, dass seine Hauptfiguren ganz normale Menschen voller Fehler und Schwächen sind. Auch Arthur Abdel Simpson ist so ein Charakter voller Makel, er lügt und betrügt, schlägt sich als Journalist, Taxifahrer und Gauner durchs Leben. Und weder sein Geburtsland Ägypten noch Großbritannien, die Heimat seines Vaters, legen Wert darauf, ihn als Staatsbürger zu haben.

Für die Gruppe rund um Mr. Harper stellt Arthur ein Risiko dar, aber auch ein Werkzeug, dass man vielleicht noch einmal einsetzen kann. Sie hinterfragen seine Beweggründe nicht, denn sie haben ihn von Anfang an als den Kleinkriminellen durchschaut, der er nun einmal ist. Auch für Major Tufan hat er nur einen Nutzen: Mit Arthurs Informationen will er einen möglichen Anschlag auf die türkische Regierung vereiteln. So steht schnell fest, dass es nur eine Person gibt, die sich um den kleinen Gauner sorgt, und das ist Arthur selbst.

Obwohl eine so unehrenhafte Hauptfigur in dem Leser erst einmal nur wenige Sympathien auslöst, leidet man im Laufe des Romans mit dem unglückseligen Mann mit. Er gerät durch die äußeren Einflüsse von einer kritischen Situation in die nächste und sorgt so für manch unterhaltsame Szene. Doch vor allem Eric Amblers Vermögen, die unterschiedlichen Charaktere in all ihren Eigenheiten überzeugend darzustellen, und seine atmosphärischen Beschreibungen von Istanbul ziehen den Leser in ihren Bann. Auch wenn sich die Geschichte nur langsam entwickelt, lohnt es sich auf jeden Fall, wenn man sich die Zeit nimmt und mit Arthur zusammen versucht, das Puzzle rund um Mr. Harper und seine Pläne zu entwirren.

Fazit:

Obwohl die eher gemächliche Handlungsentwicklung in "Topkapi" nicht mehr ganz aktuell zu sein scheint, lohnt es sich auch heute noch, seine Zeit mit Eric Amblers Roman zu verbringen. In klaren Worten lässt der Autor ein atmosphärisches Bild des Istanbul der 60er-Jahre vor den Augen des Lesers entstehen und verwickelt ihn in einen undurchsichtigen Fall, in dem es kaum einen Menschen mit ehrhaften Absichten gibt. Doch vor allem die Frage, ob es die Hauptfigur Arthur Simpson heil aus dieser Zwickmühle zwischen einer Gaunerbande und dem türkischen Geheimdienst herausschafft, beherrscht die Gedanken des Lesers und sorgt - neben vielen unterhaltsamen Szenen - für Spannung.
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