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Fliege machen  Redaktionstipp Drucken E-Mail
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller
Geschrieben von Konstanze Tants   
Sonntag, 24. April 2011

Fliege machen

Reihe: Lila Ziegler
3. Band der Reihe

Verlag: Grafit
Erschienen: März 2011
ISBN: 978-3-89425-381-3
Preis: 8,99 EUR

288 Seiten
Inhalt
8.0
Preis/Leistung
8.0
Gesamtwertung
8.0

Wertung:
8.0
von 10
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Zum Inhalt:

Ein Hund ist schuld, dass Lila Ziegler auf der Straße landet: Ein Obdachloser, der "Fliege" genannt wird, verschwindet aus Molles Kneipe und lässt sein Tier zurück. Der dicke Wirt bittet Privatdetektiv Ben Danner und Lila, den rechtmäßigen Hundebesitzer zu suchen, um den kleinen Kläffer wieder loszuwerden. Ein Freundschaftsdienst, der sich nebenbei erledigen lässt, so glauben alle drei. Doch dann muss Danner Prügel einstecken und Lila macht sich mit den Gesetzen der Straße vertraut. Sie mischt sich unter die obdachlosen Kids - und das mitten im Winter. Was als eiskalter Job beginnt, wird bald tödlicher Ernst.

Meinung:

Mit "Fliege machen" legt Lucie Flebbe (ehemals Lucie Klassen) den dritten Kriminalroman rund um ihre ungewöhnliche Hauptfigur Lila Ziegler vor. Einige Monate sind vergangen, seitdem der Leser in "Der 13. Brief" Lilas Eindringen in das Leben des Privatdetektivs Ben Danner miterleben durfte. Nach ihrem Absturz und den eigenmächtig geführten Ermittlungen in "Hämatom" scheint es der jungen Frau gerade recht gut zu gehen. Gemeinsam mit Ben ermittelt sie in einem arbeitsaufwändigen, aber lukrativen Fall und entspannt sich abends mit dem Detektiv und dem Polizisten Lennart Staschek in Molles Kneipe.

Weder sie noch Ben Danner haben Lust, neben ihrer Vollzeitbeschäftigung als verdeckte Ermittler in einem Kindergarten noch einen weiteren Job anzunehmen, doch als Molle sich um einen Obdachlosen sorgt, müssen sich die beiden an die Arbeit machen. Schließlich wollen sie das gutes Verhältnis zu ihrem hilfsbereiten Freund, Vermieter und Koch nicht aufs Spiel setzen. Außerdem erscheint es wirklich seltsam, dass der - "Fliege" genannte - Stammkunde seinen Hund nicht wieder bei Molle abholt. Doch beim ersten Kontakt mit obdachlosen Jugendlichen am Bahnhof wird Danner verprügelt, während Lila versucht, mit zwei Mädchen ins Gespräch zu kommen.

Daraufhin bietet Lila dem Privatdetektiv eine Wette an: Er ermittelt weiter im Kindergarten, während sie allein auf die Suche nach "Fliege" geht. Wenn sie dabei erfolgreich sein sollte, wird sie seine Partnerin in der Detektei. Und so mischt sich Lila unter die Jugendlichen auf der Straße und versucht, Informationen über "Fliege" zu bekommen. Dabei lernt sie nicht nur mehr über die Lebensumstände der Obdachlosen, als sie je gedacht hätte, sondern wird auch immer wieder an ihre eigene Kindheit und die Gewalttätigkeit ihres Vaters erinnert.

Zu ihrer eigenen Überraschung stellt Lila fest, dass sie mit den Mädchen, die schon seit langer Zeit auf der Straße leben, einige Gemeinsamkeiten hat. Trotzdem beweist Lila immer wieder, wie sehr sie von der gutbürgerlichen Erziehung ihres Elternhauses geprägt ist. Sie ist voller Vorurteile, die ihr selbst immer wieder bewusst werden, sich aber dennoch nicht so einfach abschütteln lassen. Als es ihr dann gelingt, eine Beziehung zu "Engel" und der "Dicken" aufzubauen und eine Spur auf den Verbleib von "Fliege" zu finden, steckt sie auf einmal in einem Mordfall.

In "Fliege machen" legt Lucie Flebbe eine eher geringe Gewichtung auf den Kriminalfall und konzentriert sich dafür mehr darauf, das Leben der Obdachlosen zu beschreiben und Lilas Entwicklung aufzuzeigen. Obwohl die Autorin ihre Figuren - vor allem die Jugendlichen und ihre Motivationen - nicht ganz klischeefrei gestaltet, hat der Leser das Gefühl, einen erschreckend realistischen Einblick in das Leben auf der Straße zu bekommen. So beschreibt Lucie Flebbe die Schlafunterkünfte, die Hilfsorganisationen und den Alltag der Obdachlosen voller kleiner Details, die nicht von der eigentlichen Handlung ablenken und doch immer wieder von der gründlichen Recherche der Autorin zeugen.

Lila hingegen wird durch die Geschichten der beiden obdachlosen Mädchen an ihre eigene Vergangenheit erinnert. Ihr ist bewusst, wie schnell sie auf der Straße hätte landen können, wenn Molle ihr damals keine Chance gegeben hätte. So muss sie sich in "Fliege machen" - trotz aller innerlichen Fluchtversuche - intensiver mit ihrer Kindheit auseinandersetzen, als ihr lieb ist, was die Figur dem Leser noch näher bringt, als es die ersten beiden Roman schon getan haben. Und immer wieder wird klar, wie wichtig es Lila ist, einen sicheren Platz im Leben zu haben und Menschen, zu denen sie dazugehören kann.

Trotz dieser beiden recht ernsthaften Handlungsansätze kommt der für Lucie Flebbes Bücher typische Humor in diesem Roman nicht zu kurz. Sowohl die Beziehung zwischen Lila und Danner als auch die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Detektiven und dem Polizisten Lennart Staschek bieten einige amüsante Momente, die man umso mehr genießen kann, weil sie einen so schönen Gegensatz zu dem Alltag der Obdachlosen und Lilas immer wieder aufkeimenden Ängsten bilden.

Fazit:

In "Fliege machen" von Lucie Flebbe werden Lila Ziegler und Ben Danner eher unwillig in die Suche nach dem obdachlosen "Fliege" hineingezogen. Doch je mehr Lila - und mit ihr der Leser - über das Leben und die Vergangenheit der Obdachlosen erfährt, desto mehr muss sie sich mit ihren eigenen Vorurteilen und ihrer Kindheit auseinandersetzen. So entsteht weniger ein fesselnder Kriminalroman als eine spannende Milieustudie, die bei aller Betroffenheit sehr amüsant zu lesen ist. Lucie Flebbes Beschreibungen der Obdachlosen, ihrer Lebensumstände und der Orte, an denen sie Unterstützung finden, zeugen von der gründlichen Recherchearbeit, die die Autorin betrieben hat. Doch vor allem wird der Leser auch in diesem dritten Roman rund um Lila Ziegler von ihrer Persönlichkeit und ihrem ungewöhnlichen Verhältnis zu Ben Danner gefesselt.
Weiterführende Infos
Leseprobe

 
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