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Erfrorene Rosen  Drucken E-Mail
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller
Geschrieben von Konstanze Tants   
Mittwoch, 8. September 2010

Erfrorene Rosen

Originaltitel: Jäätyneitä ruusuja
Übersetzt von: Gabriele Schrey-Vasara

Verlag: Grafit
Erschienen: Februar 2010
ISBN: 978-3-89425-663-0
Preis: 18,90 EUR

284 Seiten
Inhalt
6.0
Preis/Leistung
7.0
Gesamtwertung
6.1

Wertung:
6.1
von 10
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Zum Inhalt:

So hat Olli Repo, einst hoch dotierter Werbespezialist, sich seinen Wechsel zur Polizei nicht vorgestellt: Seine Ausbildung führt ihn in seine verhasste Heimatstadt zurück und als Betreuer wird ihm ausgerechnet Tossavainen zugeteilt, den Olli verabscheut. Zu allem Überfluss muss er sich im Zuge einer Ermittlung auch noch mit seinem herrschsüchtigen Vater auseinandersetzen, der über den aktuellen Fall einer Bombendrohung mehr weiß, als er sollte ...

Meinung:

Bevor Marko Kilpi zur Polizeihochschule ging, war er mehrere Jahre in der Filmbranche tätig, was zu einer auffälligen Ähnlichkeit zwischen dem Autor und Olli Repo, der Hauptfigur in Kilpis Debütroman "Erfrorene Rosen", führt. Auch Olli Repo hatte erst eine andere Karriere eingeschlagen und war als Werbespezialist sehr erfolgreich, bevor er beschloss, zur Polizei zu gehen. Weder sich selbst noch gegenüber seinem Umfeld konnte er diesen radikalen Wechseln in seinem Leben wirklich erklären und so ist es kein Wunder, dass auch der Leser von Anfang an eine gewisse Orientierungslosigkeit in dieser Figur verspürt.

Olli Repo ist recht unglücklich, als er für seine Ausbildung wieder zurück in seine Heimstadt gehen muss, denn er hatte sich geschworen, nie wieder einen Fuß in diesen Ort zu setzen. Auch von seinem Praktikumsbetreuer ist der Mann enttäuscht, denn Tossavainen ist kein aufrechter und entschlossener Polizist, sondern wirkt wie ein Beamter, der von seinem Alltag erdrückt wurde, bis er grau und abgestumpft seiner Arbeit nachgeht. So hatte sich Olli seine neue Tätigkeit nicht vorgestellt und doch ist er wild entschlossen, alles richtig zu machen.

Für den Leser ist die erste Hälfte von "Erfrorene Rosen" anstrengend zu lesen, denn weder Olli noch Tossavainen wirken besonders sympathisch und die Verwirrtheit des Polizeianfängers überträgt sich schnell. Olli weiß weder, was er im praktischen Dienst genau zu tun hat und was von ihm erwartet wird, noch wird er wirklich mit den anfallenden Problemen in seinem Arbeitsalltag fertig. So verfolgt man immer wieder, mit welchen Erwartungen Olli an einen Einsatz wie zum Beispiel eine Bombendrohung oder einen Fall von häuslicher Gewalt herangeht, nur um dann an seiner Gedankenlosigkeit oder seiner Unwissenheit zu scheitern.

Auch das gestörte Verhältnis zu Ollis Vater und seine Beziehung zu seiner Frau Anna und ihrem gemeinsamen Sohn birgt erst einmal keinen neuen Ansatz für den Leser. Doch dann entwickelt sich langsam ein faszinierendes Bild von einem Serientäter. Eine Person geht in der Stadt um, die anfangs nur kleine Versicherungsschäden hervorzurufen scheint. Doch die Aktionen steigern sich immer weiter. Als Olli in den Fall einsteigt, ist der Täter schon so weit, dass er öffentliche Bombendrohungen ausspricht, und kurz darauf steht ein Haus in Flammen.

Je mehr die Ermittlungen in den Vordergrund treten und je sicherer Olli Repo in seinem Handeln wird, desto mehr Raum bietet sich für Marko Kilpi, um auf die eigentliche Aussage in seinem Roman einzugehen. Der Polizist und Autor nutzt "Erfrorene Rosen" weniger, um einen spannenden Ermittleralltag mit reißerischen Szenen darzustellen, sondern um die sozialen Probleme hinter den Verbrechen aufzuzeigen. Auf diese Weise entdeckt man auch an den beiden Polizisten Olli Repo und Tossavainen immer wieder andere Facetten und überraschende Stärken, die einem diese beiden Figuren deutlich sympathischer werden lassen.

Es entsteht im Laufe der Handlung ein Geflecht aus Hoffnungslosigkeit, Trauer, Ungerechtigkeit und vergeblicher Liebe, das den Leser mehr über die Motive der Menschen nachdenken lässt. Dabei gelingt es dem Autor, die Prioritäten so zu verschieben, dass man weniger an der Auflösung der Verbrechen als an den wahren Hintergründen für all die Taten interessiert ist. So ist "Erfrorene Rosen" auch weniger ein spannender Kriminalroman als die Abbildung einer Gesellschaft, die den Leser zum Nachdenken anregt. Doch vor allem lässt einen die ganze Zeit über der Gedanke nicht los, dass Marko Kilpi mit diesem Roman seine ganz persönliche Sicht auf seine Arbeit bei der Polizei darlegt, was die Passagen, die sich auf die Ermittlungsarbeit beziehen, angenehm überzeugend macht.

Fazit:

Bei Marko Kilpis Roman "Erfrorene Rosen" behält der Leser immer im Hinterkopf, dass der Autor ebenso wie seine Hauptfigur Olli Repo Polizist ist. So ist es kein Wunder, dass man nach einem etwas zähen Anfang mit diesem Roman weniger einen reißerischen Krimi als eine überzeugende Darstellung der Arbeit bei der Polizei geboten bekommt. Doch vor allem legt Marko Kilpi seinen Schwerpunkt darauf aufzuzeigen, wie er bei seiner Arbeit die Gesellschaft wahrnimmt und welche Gründe zu den unterschiedlichsten Verbrechen führen können. Das ist zwar nicht unbedingt spannend, übt aber eine gewisse Faszination auf den Leser aus.
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