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Der 13. Brief  Redaktionstipp Drucken E-Mail
Bücher: Belletristik Krimi & Thriller
Geschrieben von Konstanze Tants   
Samstag, 24. Mai 2008

Der 13. Brief

Reihe: Lila Ziegler
1. Band der Reihe

Verlag: Grafit
Erschienen: Mai 2008
ISBN: 978-3-89425-349-3
Preis: 9,95 EUR

347 Seiten
Inhalt
9.0
Preis/Leistung
8.0
Gesamtwertung
8.9

Wertung:
8.9
von 10
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Zum Inhalt:

Ein Studienplatz in Bielefeld, ein nettes Apartment und eine Karriere als Juristin - Papi sorgt für alles. Doch Lila Ziegler will sich nicht länger vorschreiben lassen, was sie tun soll. Statt dem Wunsch ihrer Eltern zu entsprechen, taucht sie in Bochum unter. Ein Zufall führt sie in eine echte Männerwirtschaft: Im Parterre betreibt Molle eine Kneipe und unterm Dach Ben Danner eine Detektei. Eigentlich gewährt Danner der jungen Frau nur einen Platz zum Schlafen, doch die neugierige Lila entdeckt schnell, dass sie ihm helfen kann. Denn der Privatdetektiv ermittelt gerade die Hintergründe des Selbstmords einer 16-jährigen Schülerin und steckt in einer Sackgasse. Unversehens findet sich Lila auf der Schulbank wieder ...

Meinung:

Mit ihrem Debütroman "Der 13. Brief" bietet Lucie Klassen dem Leser eine humorvolle und spannende Geschichte. Dabei ist der Erzählstil der Autorin so überzeugend, dass man kaum glauben kann, dass es sich bei diesem Buch um ihre erste größere Veröffentlichung handelt. Dieser Roman profitiert vor allem von seinen wunderbaren Hauptfiguren. Lila Ziegler ist eine toughe junge Frau, die genau weiß, was sie nicht will. Und zu diesen Dingen gehört in erster Linie der von ihren Eltern für sie geplante Lebensweg. Ben Danner und seine Freunde hingegen sind Männer, die schon einiges in ihrer Arbeitswelt gesehen haben. Sie weigern sich, sich von ihren negativen Erfahrungen abstumpfen zu lassen und verbergen hinter der zum Teil rauen Schale erstaunlich weiche Herzen.

Sympathisch wird Lila dem Leser erst nach und nach, auch wenn es durchweg amüsant beschrieben ist, wie sie sich mit Frechheit und Lügen einen Weg in die Wohnung von Ben Danner bahnt. Auf den ersten Blick scheint die junge Frau einfach nur eine von vielen trotzigen Töchtern zu sein, die aus Prinzip alles ablehnen, was ihre Eltern sich für sie erträumt haben. Doch im Laufe der Geschichte enthüllen sich die Hintergründe von Lilas rebellischem Verhalten und zeigen eine überraschende Verletzlichkeit auf.

Der recht skrupellose und um einige Jahre ältere Ben Danner steht Lila relativ hilflos gegenüber. Verfolgt von einer ehemaligen Klientin und mit einem Fall beschäftigt, der nicht einmal die nächste Miete finanzieren wird, hat er eigentlich andere Sorgen, als einer aufmüpfigen jungen Dame Unterschlupf zu bieten. Doch trotz aller Vorbehalte findet er für Lila schnell Verwendung bei verdeckten Ermittlungen in einer Schule. Der Privatdetektiv kann sie sowieso nicht davon abhalten, ihre Nase in seine Angelegenheiten zu stecken und so soll sie sich zumindest auf der Schulbank nützlich machen.

Der Selbstmord einer Schülerin während der Unterrichtspause wirft eine Menge Fragen auf. Trotzdem steht für die Polizei schnell fest, dass es nichts weiter zu ermitteln gibt. Ihre Freundin Lena ist ganz sicher, dass Eva sich niemals umgebracht hätte: Das Mädchen war erfolgreich in der Schule, eine viel versprechende Leistungssportlerin und auch sonst schien ihr Leben einfach perfekt zu verlaufen. Erst bei einem genaueren Blick auf die Schüler und Lehrer stellen Lila und Danner schnell fest, dass es vielleicht doch ein paar Mordverdächtige gibt - und auch, dass Eva kein solch wundervolles Leben hatte, wie alle Außenstehenden immer glaubten.

Sowohl bei den im Zusammenhang mit Evas Selbstmord ermittelten Straftaten als auch den Hintergründen einiger ihrer Charaktere könnte man der Autorin vorwerfen, zu klischeebeladen vorzugehen. Ben Danner ist ein erfolgreicher Detektiv, der dennoch auf die Mildtätigkeit seines Vermieters angewiesen ist, um nicht wegen fehlender Mietzahlungen vor die Tür gesetzt zu werden. Das Leben des Opfers Eva hatte Schattenseiten, die weder ihren Freundinnen noch ihrer Familie bekannt waren. Und auch die Hauptfigur Lila kann man ohne Schwierigkeiten in die Schublade "trotzige Tochter mit problematischem Hintergrund" stecken.

Weiter könnte man Lucie Klassen vorwerfen, dass mancher Ermittlungsfaden zu schnell endet, ebenso wie sich Lilas selbst verursachte Probleme ein bisschen zu glücklich lösen lassen. Doch sowohl diese kleinen Missgriffe als auch die zum Teil stereotypen Figuren und die manchmal vorhersehbaren Wendungen werden durch die humorvollen Dialoge, die amüsanten Situationen und die liebevoll beschriebenen Charaktere mehr als ausgeglichen. Ohne dabei auf Spannung verzichten zu müssen, fühlt man sich als Leser bei der Lektüre von "Der 13. Brief" überaus gut unterhalten.

Fazit:

Lucie Klassens Roman "Der 13. Brief" besticht durch liebevoll beschriebene Charaktere und einen spannenden Kriminalfall, der nicht so einfach zu lösen ist. Die Hausgemeinschaft rund um den Detektiv Ben Danner, die freche Lila und der rätselhafte Selbstmord der 16-jährigen Eva ziehen den Leser schnell in ihren Bann und sorgen für amüsante Lesestunden. In Anbetracht der Tatsache, dass dieses Buch das Debüt der Krimiautorin ist, kann man nur hoffen, dass Lucie Klassen in Zukunft weitere Romane schreiben wird, die den Leser ebenso gut zu unterhalten wissen.
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