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Die Reise nach Kettari  Drucken E-Mail
Bücher: Belletristik Fantasy
Geschrieben von Götz Piesbergen   
Donnerstag, 14. August 2008

Die Reise nach Kettari

Originaltitel: Labirinty Eho 1: Chuzhak
Übersetzt von: Anna Serafin

2. Band der Reihe

Verlag: Blanvalet
Erschienen: August 2007
ISBN: 978-3-442-24465-2
Preis: 7,95 EUR

442 Seiten
Inhalt
10.0
Preis/Leistung
8.0
Gesamtwertung
9.8

Wertung:
9.8
von 10
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Zum Inhalt:

Immer mehr gewöhnt sich Max, der ehemalige Tagträumer und Nachtschwärmer, an sein neues Dasein als Geheimagent, auch wenn es ihn gelegentlich aufs Äußerste fordert. Ob es um den Meisterkoch geht, der sich in eine Pastete verwandelt hat und nun duftend - aber leider tot - im Schlafzimmer liegt oder ob Max ins ferne, von Legenden umrankte Kettari reisen muss: Immer wird er in unvergleichlich fantastische Abenteuer verwickelt ...

Meinung:

Mit "Der Fremdling", dem ersten Band seiner Fantasy-Reihe "Das Echo-Labyrinth", hat der Autor Max Frei (bei dem es sich eigentlich um das Pseudonym eines russischen Schriftstellerpaars handelt) schon bewiesen, dass er sich darauf versteht, skurrile Geschichten zu schreiben. Durch "Die Reise nach Kettari" bestätigt er diesen Eindruck nochmals. Alle drei im Buch enthaltenen Erzählungen sind äußerst amüsant zu lesen.

Das fängt schon mit der ersten Geschichte an, in der der Autor und Erzähler nach dem Hintergrund eines in eine duftende Pastete verwandelten Kochs fahnden muss. Natürlich wird der Fall gelöst, allerdings nicht so, wie man es aus normalen Kriminalgeschichten kennt. Im Gegenteil - der Fall rückt im Laufe der Handlung in den Hintergrund. Vielmehr nutzt der Autor diese Gelegenheit, um die Stadt Echo, in der die Geschichte spielt, ein wenig mehr auszubauen. So lernt man einiges über die kulinarische Szene der Stadt. Dabei dient dies hauptsächlich dazu, dem Autor genügend Gelegenheit zu geben, seine Geschichte mit einem Augenzwinkern fortzutreiben.

Dies gilt auch für die nächste Geschichte, in der sich der Erzähler mit verzauberten Gürteln beschäftigen muss. Diese können, wenn sie einmal angelegt wurden, nicht mehr entfernt werden. Das Ganze hat einen bestimmten Sinn, der jedoch gegenüber der persönlichen Geschichte von Max Frei in den Hintergrund tritt. Denn der "Autor" Max Frei nutzt jede Gelegenheit, um bereits angelegte Subplots fortzuführen. In diesem Fall ist es die Romanze zwischen dem Protagonisten und seiner Kollegin Lady Melamori, die aufgrund gewisser Sitten der Stadt Echo zu einem - für beide von der Affäre betroffenen Seiten - bitteren Ende kommt. Durch solche Szenen baut der Autor seine Figuren immer mehr aus, sodass sie sich weiterentwickeln.

Doch derart düstere Entwicklungen sind eher die Ausnahme als die Regel. Denn die ganze Zeit über erfolgt die Erzählung in einem Tonfall, der von einem feinen, hintersinnigen Humor durchwoben ist. Das Buch bietet keine Schenkelklopfer im Stil Douglas Adams' und weiß gerade dadurch zu gefallen. Denn Max Frei spielt gerne mit den Erwartungen des Lesers, indem er die Geschichte in eine andere Richtung fortentwickelt, als man dies ursprünglich erwartet hätte.

Das zeigt sich auch bei der dritten Geschichte, in der es um die Reise in die Provinz Kettari geht. Dafür muss der Protagonist Max Frei in eine Frau verwandelt werden. Wo diese Ausgangssituation in Filmen gerne mal für allerlei Klamauk genutzt wird, stellt sich die Szene hier in einem vollkommen normalen Ton dar. Die Komik entsteht in diesem Fall hauptsächlich durch die Interaktion zwischen dem Protagonisten und seinem ebenfalls verwandelten Kollegen Sir Schurf Loneley-Lokley. Während sich bei Max nur das Äußere geändert hat, ist die Verwandlung bei seinem Kollegen schon etwas tiefgehender. Wo er vorher alles wortwörtlich genommen hat, benimmt er sich jetzt wie eine normale Person. Ein ziemlicher Gegensatz, aus dem sich jedoch ein Großteil der Komik der Geschichte ergibt.

Was sich durch alle Geschichten wie ein roter Faden zieht, ist, dass der Protagonist Max Frei immer etwas zurückbehält. Beim ersten Mal handelt es sich dabei um eine besondere Gunst des Königs, beim zweiten Mal um ein neues Haus und beim dritten Mal um ein Loch in die ursprüngliche Heimat von Max, durch das er immer wieder Zigaretten beziehen kann. Er ist damit eine Art "Hans im Glück", der trotz der vielen aufregenden Abenteuer, die er erlebt, immer auf den Füßen landet. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Eigenschaft in den zukünftigen Büchern fortentwickeln wird, denn auf Dauer ist so etwas für den Leser eher nervig.

Fazit:

Max Frei ist mit "Die Reise nach Kettari" wieder ein besonders unterhaltsames Buch gelungen. Es weiß durch einen skurrilen und leicht hintergründigen Humor zu überzeugen. Dieser entsteht vor allem daraus, dass der Autor nie den Erwartungen des Lesers folgt. Er tut meistens exakt das Gegenteil und dies mit einem Augenzwinkern. Dabei vernachlässigt er jedoch nie seine Figuren. Diese entwickelt er konstant weiter und baut sie aus. Das beste Beispiel hierfür ist natürlich Sir Schurf Loneley-Lokley, dessen Hintergrundgeschichte man endlich erfährt. Das Einzige, was es bei diesem Buch zu bemängeln gibt, ist die Eigenschaft des Protagonisten Max Frei, aus jeder Geschichte mit irgendetwas Besonderem herauszukommen. Egal, was mit ihm geschieht, am Ende einer jeden Story kann man damit rechnen, das er etwas Neues und Ungewöhnliches erhalten hat. Durch diese Vorhersehbarkeit wird das Entwicklungspotenzial des Charakters geschmälert.
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