Zu spät merkt der 29-jährige Rechtsanwalt Alexander Zabel, was er sich mit diesem Mandat aufgebürdet hat: Der Endsiebziger Herbert Klofft, Gründer und Besitzer der Firma "Kloffts Ventile", ein Autokrat, Despot und Macho, der in seinem Leben nichts hat anbrennen lassen, mittlerweile an den Rollstuhl gefesselt, hat einer jungen Topangestellten fristlos gekündigt - mit gutem Recht, meint er; völlig unhaltbar, findet dagegen die Betroffene, die Kloffts Geliebte war, und will gegen die Kündigung vorgehen. Ein persönlicher Racheakt, meint auch Kloffts Ehefrau Cilly, eine attraktive und erotisch recht aktive Siebzigerin. Zabel sieht nicht nur einen Rechtsstreit auf sich zukommen, bei dem er ohnehin die schlechteren Karten hat, er begreift, dass er es mit einem Mandanten zu tun hat, streitbar genug, um das Beweismaterial notfalls zu manipulieren. Und mit einer betrogenen Ehefrau, die ihre immer noch erheblichen Reize bei dem jungen Mann zur Geltung bringt.
Meinung:
In "Das starke Geschlecht" erzählt der Autor Hans Werner Kettenbach aus der Sicht des jungen Anwalts Alexander Zabel von einem ungewöhnlichen Fall und dem damit verbundenen Klienten. Schon die Art und Weise, wie sein Arbeitgeber Hochkeppel ihm dieses Mandat übertragen hat, hat in dem Anwalt den Verdacht aufkommen lassen, dass dies ein etwas ungewöhnlicher Auftrag werden wird. Der Firmeninhaber Herbert Klofft und seine Frau Cilly sind langjährige Freunde von Herrn Hochkeppel, doch Alexander kommt schnell dahinter, dass diese Freundschaft nicht wenig überschattet ist.
Herbert Klofft wurde von Katharina Fuchs, einer ehemaligen Angestellten, wegen ihrer fristlosen Kündigung verklagt, die erfolgte, weil sich diese - nach Ansicht ihres Arbeitgebers - eine Krankschreibung erschlichen hatte, da ihr ein Urlaubsantrag nicht bewilligt wurde. Nun soll Alexander Zabel den dickköpfigen Firmeninhaber bei diesem Arbeitsprozess vertreten und natürlich das Beste für seinen Klienten bewirken. Doch so einfach wird das nicht, da Herbert Klofft ein ungewöhnlich starrköpfiger Mensch ist, der seinem jungen Anwalt einige wichtige Fakten vorenthält.
Erst langsam kommt Alexander dahinter, dass Frau Fuchs viele Jahre lang die Geliebte seines Klienten war und dass hinter dieser Kündigung sehr viele persönliche Motive stehen. Doch nicht nur der spärliche Fluss an wichtigen Informationen erschwert dem Anwalt den Umgang mit diesem Mandat, auch die Persönlichkeit Herbert Kloffts macht die Arbeit mit ihm sehr schwierig. Der alte - und inzwischen schwer kranke - Mann ist ein Despot, der rücksichtslos mit den Menschen in seinem Leben umgegangen ist und immer noch umgeht. Der Fabrikant hat sich viele Feinde gemacht und auch das Verhältnis zu seiner Frau ist deutlich getrübt.
Die attraktive Cilly Klofft hingegen hat auf den jungen Mann eine für ihn sehr überraschende Wirkung. Obwohl die Malerin deutlich über siebzig Jahre alt ist und man ihr ihr Alter auch ansieht, fühlt sich der 29-jährige Alexander Zabel sexuell von ihr angezogen. Dies verwirrt ihn nicht nur aufgrund des Altersunterschieds, sondern auch, weil diese Gefühle seinen Grundsätzen zuwiderlaufen. Denn eigentlich ist der Anwalt sehr zufrieden mit seiner Beziehung zu der Journalistin Frauke, auch wenn das Zusammensein mit ihr nicht immer einfach ist und ihre Interessen sehr unterschiedlich gelagert sind.
Viel Handlung hat "Das starke Geschlecht" nicht aufzuweisen, denn letztendlich dreht sich der gesamte Roman um die verschiedenen Figuren und ihr Verhältnis zueinander. Je näher Alexander das Ehepaar Klofft kennenlernt, desto deutlicher wird, wie komplex ihre Beziehung ist. Schnell schweifen die Gedanken des Lesers vom eigentlichen Text ab, und man beginnt über Sexualität, Liebe und Beziehungen zu sinnieren und darüber, wie - und ob - diese Bedürfnisse im Alter wohl eine andere Gewichtung bekommen.
Dabei dient die Figur des Alexander Zabel dem Autor dazu, sehr langsam die vielen verschiedenen Schichten in den Persönlichkeiten von Cilly und Herbert Klofft aufzudecken. Der junge Anwalt ist ein gradliniger Mensch, der mit klaren Prinzipien aufgewachsen ist, nach denen er sein Leben immer noch ausrichtet. Höflich und ehrlich wie er ist, fällt es ihm anfangs sehr schwer, mit dem Ehepaar Klofft umzugehen. Vor allem die direkte und häufig obszöne Ausdrucksweise des alten Mannes stößt Alexander - ebenso wie den Leser - deutlich ab.
Aber auch mit einer freizügigen Cilly, die sich trotz - oder gerade aufgrund - ihres hohen Alters ihrer Anziehungskraft bewusst zu sein scheint und diese nutzt, um den jungen Mann zu beeinflussen, wird Alexander nur schwer fertig. Die Gefühlsverwirrungen, die diese Menschen in ihm auslösen, lassen ihn nicht nur seine Beziehung zu Frauke in Frage stellen, sondern beeinflussen auch sehr stark seine Sicht auf die Menschen in seiner Umgebung. Deutlich desillusioniert, aber auch offener für die Unzulänglichkeiten der Menschen, geht Alexander Zabel aus dieser Geschichte heraus.
Trotz der Vielschichtigkeit in der Handlung von "Das starke Geschlecht" und eines angenehmen Erzählstils macht es Hans Werner Kettenbach dem Leser nicht leicht, die Feinheiten in seinen Charakteren und die Unterströme in der Handlung zu entdecken. Kaum eine der Figuren in diesem Roman ist einem sympathisch, und auch die auf Provokation ausgelegte deftige Ausdrucksweise von Herbert Klofft stößt einen schnell ab. Zusätzlich plätschert der Part rund um die Klage und den Prozess gemächlich vor sich hin und bietet kaum einen Anlass, der Geschichte weiter zu folgen. So wird der Mangel an Neugier wohl einige Leser davon abhalten, der Handlung bis zum melancholisch stimmenden Abschluss zu folgen.
Fazit:
Hans Werner Kettenbach macht es dem Leser schwer, offen auf seinen Roman "Das starke Geschlecht" zuzugehen, denn der Autor verpackt seine Geschichte rund um Sexualität, Liebe und Alter in eine eher träge dahinfließende Handlung. Dies lässt jegliche Neugier auf den weiteren Verlauf schnell versiegen. Auch mit den verschiedenen Charakteren mag man sich kaum auseinandersetzen, denn bei all ihrer Vielschichtigkeit wirken sie zu Beginn des Buches doch eher abstoßend. Und die anfängliche Naivität des jungen Anwalts Alexander Zabel betont noch die negativen Eigenschaften und die vulgäre Sprache seines Klienten Herbert Klofft. So schweifen die Gedanken des Lesers schnell von den verschiedenen Figuren und dem anstehenden Prozess gegen den Fabrikanten Klofft ab und selbst die ansonsten ansprechende Erzählweise vermag es kaum, die Aufmerksamkeit des Lesers weiterhin an diesen Roman zu fesseln.
Zu spät merkt der 29-jährige Rechtsanwalt Alexander Zabel, was er sich mit diesem Mandat aufgebürdet hat: Der Endsiebziger Herbert Klofft, Gründer und Besitzer der Firma "Kloffts Ventile", ein Autokrat, Despot und Macho, der in seinem Leben nichts hat anbrennen lassen, mittlerweile an den Rollstuhl gefesselt, hat einer jungen Topangestellten fristlos gekündigt - mit gutem Recht, meint er; völlig unhaltbar, findet dagegen die Betroffene, die Kloffts Geliebte war, und will gegen die Kündigung vorgehen. Ein persönlicher Racheakt, meint auch Kloffts Ehefrau Cilly, eine attraktive und erotisch recht aktive Siebzigerin. Zabel sieht nicht nur einen Rechtsstreit auf sich zukommen, bei dem er ohnehin die schlechteren Karten hat, er begreift, dass er es mit einem Mandanten zu tun hat, streitbar genug, um das Beweismaterial notfalls zu manipulieren. Und mit einer betrogenen Ehefrau, die ihre immer noch erheblichen Reize bei dem jungen Mann zur Geltung bringt.
In "Das starke Geschlecht" erzählt der Autor Hans Werner Kettenbach aus der Sicht des jungen Anwalts Alexander Zabel von einem ungewöhnlichen Fall und dem damit verbundenen Klienten. Schon die Art und Weise, wie sein Arbeitgeber Hochkeppel ihm dieses Mandat übertragen hat, hat in dem Anwalt den Verdacht aufkommen lassen, dass dies ein etwas ungewöhnlicher Auftrag werden wird. Der Firmeninhaber Herbert Klofft und seine Frau Cilly sind langjährige Freunde von Herrn Hochkeppel, doch Alexander kommt schnell dahinter, dass diese Freundschaft nicht wenig überschattet ist.
Herbert Klofft wurde von Katharina Fuchs, einer ehemaligen Angestellten, wegen ihrer fristlosen Kündigung verklagt, die erfolgte, weil sich diese - nach Ansicht ihres Arbeitgebers - eine Krankschreibung erschlichen hatte, da ihr ein Urlaubsantrag nicht bewilligt wurde. Nun soll Alexander Zabel den dickköpfigen Firmeninhaber bei diesem Arbeitsprozess vertreten und natürlich das Beste für seinen Klienten bewirken. Doch so einfach wird das nicht, da Herbert Klofft ein ungewöhnlich starrköpfiger Mensch ist, der seinem jungen Anwalt einige wichtige Fakten vorenthält.
Erst langsam kommt Alexander dahinter, dass Frau Fuchs viele Jahre lang die Geliebte seines Klienten war und dass hinter dieser Kündigung sehr viele persönliche Motive stehen. Doch nicht nur der spärliche Fluss an wichtigen Informationen erschwert dem Anwalt den Umgang mit diesem Mandat, auch die Persönlichkeit Herbert Kloffts macht die Arbeit mit ihm sehr schwierig. Der alte - und inzwischen schwer kranke - Mann ist ein Despot, der rücksichtslos mit den Menschen in seinem Leben umgegangen ist und immer noch umgeht. Der Fabrikant hat sich viele Feinde gemacht und auch das Verhältnis zu seiner Frau ist deutlich getrübt.
Die attraktive Cilly Klofft hingegen hat auf den jungen Mann eine für ihn sehr überraschende Wirkung. Obwohl die Malerin deutlich über siebzig Jahre alt ist und man ihr ihr Alter auch ansieht, fühlt sich der 29-jährige Alexander Zabel sexuell von ihr angezogen. Dies verwirrt ihn nicht nur aufgrund des Altersunterschieds, sondern auch, weil diese Gefühle seinen Grundsätzen zuwiderlaufen. Denn eigentlich ist der Anwalt sehr zufrieden mit seiner Beziehung zu der Journalistin Frauke, auch wenn das Zusammensein mit ihr nicht immer einfach ist und ihre Interessen sehr unterschiedlich gelagert sind.
Viel Handlung hat "Das starke Geschlecht" nicht aufzuweisen, denn letztendlich dreht sich der gesamte Roman um die verschiedenen Figuren und ihr Verhältnis zueinander. Je näher Alexander das Ehepaar Klofft kennenlernt, desto deutlicher wird, wie komplex ihre Beziehung ist. Schnell schweifen die Gedanken des Lesers vom eigentlichen Text ab, und man beginnt über Sexualität, Liebe und Beziehungen zu sinnieren und darüber, wie - und ob - diese Bedürfnisse im Alter wohl eine andere Gewichtung bekommen.
Dabei dient die Figur des Alexander Zabel dem Autor dazu, sehr langsam die vielen verschiedenen Schichten in den Persönlichkeiten von Cilly und Herbert Klofft aufzudecken. Der junge Anwalt ist ein gradliniger Mensch, der mit klaren Prinzipien aufgewachsen ist, nach denen er sein Leben immer noch ausrichtet. Höflich und ehrlich wie er ist, fällt es ihm anfangs sehr schwer, mit dem Ehepaar Klofft umzugehen. Vor allem die direkte und häufig obszöne Ausdrucksweise des alten Mannes stößt Alexander - ebenso wie den Leser - deutlich ab.
Aber auch mit einer freizügigen Cilly, die sich trotz - oder gerade aufgrund - ihres hohen Alters ihrer Anziehungskraft bewusst zu sein scheint und diese nutzt, um den jungen Mann zu beeinflussen, wird Alexander nur schwer fertig. Die Gefühlsverwirrungen, die diese Menschen in ihm auslösen, lassen ihn nicht nur seine Beziehung zu Frauke in Frage stellen, sondern beeinflussen auch sehr stark seine Sicht auf die Menschen in seiner Umgebung. Deutlich desillusioniert, aber auch offener für die Unzulänglichkeiten der Menschen, geht Alexander Zabel aus dieser Geschichte heraus.
Trotz der Vielschichtigkeit in der Handlung von "Das starke Geschlecht" und eines angenehmen Erzählstils macht es Hans Werner Kettenbach dem Leser nicht leicht, die Feinheiten in seinen Charakteren und die Unterströme in der Handlung zu entdecken. Kaum eine der Figuren in diesem Roman ist einem sympathisch, und auch die auf Provokation ausgelegte deftige Ausdrucksweise von Herbert Klofft stößt einen schnell ab. Zusätzlich plätschert der Part rund um die Klage und den Prozess gemächlich vor sich hin und bietet kaum einen Anlass, der Geschichte weiter zu folgen. So wird der Mangel an Neugier wohl einige Leser davon abhalten, der Handlung bis zum melancholisch stimmenden Abschluss zu folgen.
Hans Werner Kettenbach macht es dem Leser schwer, offen auf seinen Roman "Das starke Geschlecht" zuzugehen, denn der Autor verpackt seine Geschichte rund um Sexualität, Liebe und Alter in eine eher träge dahinfließende Handlung. Dies lässt jegliche Neugier auf den weiteren Verlauf schnell versiegen. Auch mit den verschiedenen Charakteren mag man sich kaum auseinandersetzen, denn bei all ihrer Vielschichtigkeit wirken sie zu Beginn des Buches doch eher abstoßend. Und die anfängliche Naivität des jungen Anwalts Alexander Zabel betont noch die negativen Eigenschaften und die vulgäre Sprache seines Klienten Herbert Klofft. So schweifen die Gedanken des Lesers schnell von den verschiedenen Figuren und dem anstehenden Prozess gegen den Fabrikanten Klofft ab und selbst die ansonsten ansprechende Erzählweise vermag es kaum, die Aufmerksamkeit des Lesers weiterhin an diesen Roman zu fesseln.