Eigentlich wollten die Zombies ja nur die Macht in der Stadt an sich reißen ... aber da waren auch noch die Vampire, die Monster, die Mutanten und die Mafia, die das Gebiet schon unter sich aufteilten. Und die Jungs vom FBI mischten auch irgendwie mit. Kurz: es war ein heilloses Chaos. Aber zum Glück gibt es den Goon. Er ist hässlich. Er ist fies. Er hat eine große Wumme und einen kleinen Sidekick. Er hat einen Boss namens Labrazio. Und er räumt auf mit den Horrorplagen, die ihn davon abhalten, in Ruhe sein Bier in Norton's Pub zu trinken.
Meinung:
In den USA wurde "The Goon" vom gemeinsamen Verlag Dark Horse oft mit "Hellboy" verglichen, und in Deutschland werden beide Reihen ebenfalls unter einem Dach, nämlich dem von Cross Cult, veröffentlicht. Auf den ersten Blick könnte man auch tatsächlich meinen, dass hier starke Parallelen bestehen: In beiden Serien geht es um einen robusten und im Pulproman verwurzelten Helden, der sich mit einer gewissen Arbeiterklasse-Mentalität um das Verdreschen von Vampiren, Werwölfen, Zombies und dergleichen kümmert.
Doch die Art der Umsetzung könnte kaum verschiedener sein: Wo Mike Mignola seinen paranormalen Ermittler um die ganze Welt schickt, um Sagengestalten aus aller Herren Länder in die Märchenbücher zurückzuprügeln, aus denen sie entsprungen sind, bleibt Eric Powells Goon stets in seinem angestammten Revier. Auch die Art des beiderorts vorkommenden Humors ist völlig unterschiedlich: Mignolas trockener und subtil-verschrobener Witz steht den lauten, politisch inkorrekten, mitunter geradezu pubertären und regelmäßig weit unter der Gürtellinie liegenden Zoten, die Powell bevorzugt, diametral entgegen.
Zartbesaitete Leser könnten sich an dieser Ausrichtung von "The Goon" durchaus stören. Wer jedoch auch nur ansatzweise einen Sinn für derartige Derbheiten hat, dürfte sich hier prächtig amüsieren. Allein die Grundsituation verspricht schon grenzenlose, fröhliche Gewalt-Orgien: Goon (zu deutsch: "Handlanger", "Schläger") ist ein vernarbter Kerl mit Schiebermütze und Gorilla-Statur, der in einer namen- und zeitlosen Stadt den größten Teil des Tages am Tresen von Norton's Pub verbringt und von dort aus über das Viertel wacht, das unter der Kontrolle seines Arbeitgebers, des mysteriösen Mafiabosses Labrazio, steht. In letzter Zeit müssen Goon und sein kleiner, aber umso fieserer Spießgeselle Franky allerdings immer öfter ihre Stammplätze verlassen, denn ein Zombie-Priester hat sich vorgenommen, die ganze Stadt mit seinen untoten Heerscharen zu überrennen. Und als wären die wandelnden Leichen allein noch nicht ärgerlich genug, betteln zudem auch Hillbilly-Werwölfe, überhebliche Vampire, Fischmonster und Rockabilly-Gnome mit an der Hand festgewachsenen Bowlingkugeln regelmäßig um eine ernsthafte Tracht Prügel, während FBI-Ermittler sich an die Fersen von Labrazio heften.
Das rücksichtslose Schlachtfest, das sich aus dieser konfliktreichen Konstellation ergibt, wäre unter normalen Umständen schon drastisch genug, doch Eric Powell belässt es nur selten bei einfachem Hauen und Stechen: Früher oder später kommen unweigerlich garstige Utensilien wie sprechende Kettensägen oder VHS-Bänder mit teuflischen Film-Sünden ins Spiel. Als besonders destruktiv erweist sich hier der äußerlich eher schmächtige Franky, der Hilfsangebote ehemaliger Gegner auch schon einmal mit dem beherzten Ausruf "Messer ins Auge!" (sowie der entsprechenden Handlung) quittiert. Dabei tut "The Goon" zum Glück gar nicht erst so, als gäbe es eine ausgefeilte Handlung, die alles zusammenhält: Hier geht es vor allem darum, Goon und Franky immer wieder aufs Neue in Schwierigkeiten zu bringen. Umso angenehmer ist der Leser überrascht, wenn dann plötzlich doch einmal ein halbwegs ernsthaftes Story-Fragment zwischen den hanebüchenen Balgereien auftaucht.
Ursprünglich erschienen die in "Krudes Zeug" zusammengefassten Hefte in Schwarzweiß. Für die Sammelband-Veröffentlichung wurden sie jedoch von Dave Stewart koloriert, der hier die überzeugende Qualität abliefert, die man von ihm gewohnt ist. Trotzdem steht dieser Auftaktband in visueller Hinsicht ein wenig hinter den noch folgenden Veröffentlichungen dieser Reihe zurück, denn einerseits ist Powells cartoonhafter Zeichenstil in dieser frühen Goon-Phase noch nicht ganz so ausgereift wie später, und andererseits wird er in späteren Ausgaben die Kolorierung selbst übernehmen. Dazu wird er auf das Nachtuschen seiner Zeichnungen verzichten (was in "Krudes Zeug" wegen der ursprünglichen Schwarzweiß-Form nicht möglich war) und sehr nuancenreiche Farben direkt über seine Bleistiftzeichnungen legen, wodurch er besonders subtile Schattierungen erzeugen kann - im vorliegenden Band wendet er diese äußerst effektvolle Technik nur in zwei kurzen Flashback-Passagen an.
Dass die Optik der Serie sich in Zukunft noch steigern wird, soll aber nicht bedeuten, dass der vorliegende Band schlecht aussähe: Die im Grunde semi-realistischen Zeichnungen sind tief in der Welt der Cartoons verwurzelt: Fast jedes Gesicht besitzt irgendein übertrieben hervorgehobenes Merkmal, seien es nun Glubschaugen oder schiefe Zähne - so wirken die Figuren beinahe wie bösartige Karikaturen von ohnehin schon äußerst hässlichen Personen und sorgen dadurch auch auf visuellem Wege für so manches ungläubige Schmunzeln beim Betrachter. In einem ausgesprochen informativen Anhang voller Skizzen und Kommentare, der den hochwertig gestalteten Hardcover-Band im A5-Format abschließt, erläutert Eric Powell zudem die Entstehungsgeschichte des Goons und seines Umfelds.
Fazit:
Als Auftakt und Einstimmung bietet "Krudes Zeug" einen angemessenen Vorgeschmack auf das, was Eric Powell in Zukunft noch mit dem Goon und seinem wahrlich durchgedrehten Sidekick Franky anstellt: Schlägereien mit B-Film-Monstern, absurde Situationen am laufenden Band, Humor jenseits aller Geschmacksgrenzen - und ab und zu eine Prise echten Gefühls. Sowohl zeichnerisch als auch als Autor hat Powell in diesem frühen Werk noch längst nicht seinen Zenit erreicht, aber auch diese erste Ausgabe von "The Goon" kann sich bereits sehen lassen und dürfte bei jedem Leser, der nicht zimperlich vor derben Scherzen zurückschreckt, für so manchen herzhaften Lacher sorgen.
Eigentlich wollten die Zombies ja nur die Macht in der Stadt an sich reißen ... aber da waren auch noch die Vampire, die Monster, die Mutanten und die Mafia, die das Gebiet schon unter sich aufteilten. Und die Jungs vom FBI mischten auch irgendwie mit. Kurz: es war ein heilloses Chaos. Aber zum Glück gibt es den Goon. Er ist hässlich. Er ist fies. Er hat eine große Wumme und einen kleinen Sidekick. Er hat einen Boss namens Labrazio. Und er räumt auf mit den Horrorplagen, die ihn davon abhalten, in Ruhe sein Bier in Norton's Pub zu trinken.
In den USA wurde "The Goon" vom gemeinsamen Verlag Dark Horse oft mit "Hellboy" verglichen, und in Deutschland werden beide Reihen ebenfalls unter einem Dach, nämlich dem von Cross Cult, veröffentlicht. Auf den ersten Blick könnte man auch tatsächlich meinen, dass hier starke Parallelen bestehen: In beiden Serien geht es um einen robusten und im Pulproman verwurzelten Helden, der sich mit einer gewissen Arbeiterklasse-Mentalität um das Verdreschen von Vampiren, Werwölfen, Zombies und dergleichen kümmert.
Doch die Art der Umsetzung könnte kaum verschiedener sein: Wo Mike Mignola seinen paranormalen Ermittler um die ganze Welt schickt, um Sagengestalten aus aller Herren Länder in die Märchenbücher zurückzuprügeln, aus denen sie entsprungen sind, bleibt Eric Powells Goon stets in seinem angestammten Revier. Auch die Art des beiderorts vorkommenden Humors ist völlig unterschiedlich: Mignolas trockener und subtil-verschrobener Witz steht den lauten, politisch inkorrekten, mitunter geradezu pubertären und regelmäßig weit unter der Gürtellinie liegenden Zoten, die Powell bevorzugt, diametral entgegen.
Zartbesaitete Leser könnten sich an dieser Ausrichtung von "The Goon" durchaus stören. Wer jedoch auch nur ansatzweise einen Sinn für derartige Derbheiten hat, dürfte sich hier prächtig amüsieren. Allein die Grundsituation verspricht schon grenzenlose, fröhliche Gewalt-Orgien: Goon (zu deutsch: "Handlanger", "Schläger") ist ein vernarbter Kerl mit Schiebermütze und Gorilla-Statur, der in einer namen- und zeitlosen Stadt den größten Teil des Tages am Tresen von Norton's Pub verbringt und von dort aus über das Viertel wacht, das unter der Kontrolle seines Arbeitgebers, des mysteriösen Mafiabosses Labrazio, steht. In letzter Zeit müssen Goon und sein kleiner, aber umso fieserer Spießgeselle Franky allerdings immer öfter ihre Stammplätze verlassen, denn ein Zombie-Priester hat sich vorgenommen, die ganze Stadt mit seinen untoten Heerscharen zu überrennen. Und als wären die wandelnden Leichen allein noch nicht ärgerlich genug, betteln zudem auch Hillbilly-Werwölfe, überhebliche Vampire, Fischmonster und Rockabilly-Gnome mit an der Hand festgewachsenen Bowlingkugeln regelmäßig um eine ernsthafte Tracht Prügel, während FBI-Ermittler sich an die Fersen von Labrazio heften.
Das rücksichtslose Schlachtfest, das sich aus dieser konfliktreichen Konstellation ergibt, wäre unter normalen Umständen schon drastisch genug, doch Eric Powell belässt es nur selten bei einfachem Hauen und Stechen: Früher oder später kommen unweigerlich garstige Utensilien wie sprechende Kettensägen oder VHS-Bänder mit teuflischen Film-Sünden ins Spiel. Als besonders destruktiv erweist sich hier der äußerlich eher schmächtige Franky, der Hilfsangebote ehemaliger Gegner auch schon einmal mit dem beherzten Ausruf "Messer ins Auge!" (sowie der entsprechenden Handlung) quittiert. Dabei tut "The Goon" zum Glück gar nicht erst so, als gäbe es eine ausgefeilte Handlung, die alles zusammenhält: Hier geht es vor allem darum, Goon und Franky immer wieder aufs Neue in Schwierigkeiten zu bringen. Umso angenehmer ist der Leser überrascht, wenn dann plötzlich doch einmal ein halbwegs ernsthaftes Story-Fragment zwischen den hanebüchenen Balgereien auftaucht.
Ursprünglich erschienen die in "Krudes Zeug" zusammengefassten Hefte in Schwarzweiß. Für die Sammelband-Veröffentlichung wurden sie jedoch von Dave Stewart koloriert, der hier die überzeugende Qualität abliefert, die man von ihm gewohnt ist. Trotzdem steht dieser Auftaktband in visueller Hinsicht ein wenig hinter den noch folgenden Veröffentlichungen dieser Reihe zurück, denn einerseits ist Powells cartoonhafter Zeichenstil in dieser frühen Goon-Phase noch nicht ganz so ausgereift wie später, und andererseits wird er in späteren Ausgaben die Kolorierung selbst übernehmen. Dazu wird er auf das Nachtuschen seiner Zeichnungen verzichten (was in "Krudes Zeug" wegen der ursprünglichen Schwarzweiß-Form nicht möglich war) und sehr nuancenreiche Farben direkt über seine Bleistiftzeichnungen legen, wodurch er besonders subtile Schattierungen erzeugen kann - im vorliegenden Band wendet er diese äußerst effektvolle Technik nur in zwei kurzen Flashback-Passagen an.
Dass die Optik der Serie sich in Zukunft noch steigern wird, soll aber nicht bedeuten, dass der vorliegende Band schlecht aussähe: Die im Grunde semi-realistischen Zeichnungen sind tief in der Welt der Cartoons verwurzelt: Fast jedes Gesicht besitzt irgendein übertrieben hervorgehobenes Merkmal, seien es nun Glubschaugen oder schiefe Zähne - so wirken die Figuren beinahe wie bösartige Karikaturen von ohnehin schon äußerst hässlichen Personen und sorgen dadurch auch auf visuellem Wege für so manches ungläubige Schmunzeln beim Betrachter. In einem ausgesprochen informativen Anhang voller Skizzen und Kommentare, der den hochwertig gestalteten Hardcover-Band im A5-Format abschließt, erläutert Eric Powell zudem die Entstehungsgeschichte des Goons und seines Umfelds.
Als Auftakt und Einstimmung bietet "Krudes Zeug" einen angemessenen Vorgeschmack auf das, was Eric Powell in Zukunft noch mit dem Goon und seinem wahrlich durchgedrehten Sidekick Franky anstellt: Schlägereien mit B-Film-Monstern, absurde Situationen am laufenden Band, Humor jenseits aller Geschmacksgrenzen - und ab und zu eine Prise echten Gefühls. Sowohl zeichnerisch als auch als Autor hat Powell in diesem frühen Werk noch längst nicht seinen Zenit erreicht, aber auch diese erste Ausgabe von "The Goon" kann sich bereits sehen lassen und dürfte bei jedem Leser, der nicht zimperlich vor derben Scherzen zurückschreckt, für so manchen herzhaften Lacher sorgen.