/* ]]> */
Banner bookdepository.com

Hellboy 8: Die Troll-Hexe  Drucken E-Mail
Comics: Amerika Horror & Mystery
Geschrieben von Manuel Tants   
Donnerstag, 16. April 2009

Hellboy 8: Die Troll-Hexe

Autor: Mike Mignola
Originaltitel: Mike Mignola's Hellboy: The Troll Witch and Others
Reihe: Hellboy
8. Band der Reihe

Verlag: Cross Cult
Format: Hardcover
Erschienen: April 2008
ISBN: 978-3-936480-82-5
Preis: 19,80 EUR

160 Seiten
Inhalt
8.0
Zeichnungen
9.0
Verarbeitung
9.0
Preis/Leistung
9.0
Gesamtwertung
8.6

Wertung:
8.6
von 10
Jetzt kaufen



Zum Inhalt:

1963. Eine Serie grausamer Morde versetzt die Ortschaften entlang der Fjorde Norwegens in Angst und Schrecken. Zu bestialisch scheinen die Gräueltaten, als dass ein Mensch sie begehen könnte. Hinter vorgehaltener Hand macht bald ein Wort die Runde: Trolle! Hellboy schickt sich an, dem bösen Treiben Einhalt zu gebieten - doch soll er dazu tatsächlich der uralten Überlieferung folgen und einen Holzlöffel schwingend auf dem Rücken einer Ziege in Trollheim einfallen ...? In weiteren Abenteuern trifft Hellboy in Malaysia auf einen Dämon, der seinen Kopf samt Eingeweiden im Schlepptau auf die Jagd schickt, und wird vom "Vampir von Prag" zum Spiel herausgefordert. Und während das Spukhaus des Dr. Carp nicht zur Ruhe kommen will, scheint sich in Alaska die halbe griechische Mythologie zur selbigen gesetzt zu haben. Eine afrikanische Mumie schließlich erzählt Hellboy die Legende von Makoma, der die Riesen gleich reihenweise in den Sack gesteckt hat.

Meinung:

Im Band "Die Troll-Hexe" sind einmal mehr diverse Hellboy-Kurzgeschichten versammelt, die mit zwei Ausnahmen auch von Autor Mike Mignola selbst in seinem typischen, massiv wirkenden Zeichenstil illustriert wurden. Im Gegensatz zu den bisherigen Veröffentlichungen der Reihe erscheint dieser Band allerdings komplett in Farbe. Grund dafür sind die zwei Gastzeichner P. Craig Russel und Richard Corben, deren Arbeiten in diesem Fall nicht für eine reine Schwarzweiß-Publikation angelegt wurden. Der Wechsel zum Farbdruck ging zum Glück nicht zu Lasten der gewohnt hochwertigen Ausstattung: Das A5-Büchlein erscheint als solides Hardcover und bietet einen informativen Anhang mit Skizzen aller beteiligten Künstler sowie einem kurzen Corben-Interview.

Doch zum Inhalt selbst: Den Auftakt bildet "Die Penanggalan", eine Geschichte mit malaysischen Wurzeln, die vor allem durch das wahrhaft bizarre Wesen unterhält, gegen das sich Hellboy zur Wehr setzen muss. Die Antagonisten in "Die Hydra und die Löwin" sind dem westlichen Leser da ungleich vertrauter: In dieser Episode, deren Grundzüge Mignola zusammen mit seiner zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch keine zehn Jahre alten Tochter Katie entworfen hat, trifft der dämonische Geisterjäger auf - der Name der Story verrät es - die aus der griechischen Mythologie vertraute Hydra und bekommt dabei Hilfe in höchst unerwarteter Gestalt.

Die Titelgeschichte "Die Troll-Hexe" ist kaum länger als die vorherigen Kurzabenteuer, unterscheidet sich aber in einem Punkt deutlich von ihnen: Hellboy muss sich - sehr zu seinem eigenen Verdruss - diesmal nicht prügelnd mit den Unholden aus der Unterwelt auseinandersetzen, sondern kann sie mit Hilfe einer List gewaltfrei besiegen. Ein derartiger Plan stammt aber natürlich nicht von ihm selbst, sondern von einer verschrobenen alten Frau, die ihm zudem noch eine wahrhaft rührende Geschichte aus Norwegens reicher Sagenwelt auftischt und damit den eigentlichen Mittelpunkt dieser Episode liefert.

In der ersten etwas längeren Geschichte dieses Bandes, die zudem exklusiv für diese Anthologie angefertigt wurde, begegnet Hellboy dem "Vampir von Prag". Gezeichnet wurde die Story nicht von Mignola selbst, sondern von P. Craig Russel. Seine Illustrationen sind zweifellos hübsch und weisen so manche interessante Perspektive auf, wirken für den Hellboy-Kontext aber etwas zu cartoonhaft und lassen mit ihrem feinen Strich das visuelle "Gewicht" vermissen, das sonst die Optik des weltbesten Ermittler des Paranormalen bestimmt. Auch inhaltlich passt die Geschichte nur bedingt zum üblichen Grundton: Der Gegenspieler stellt eine nicht nennenswerte Bedrohung dar und der Humor wirkt zudem leider etwas flach - ein ungewöhnlicher Schwachpunkt in der ansonsten nahezu makellosen Hellboy-Welt.

"Das Experiment des Doktor Carp" versöhnt den Leser allerdings schnell wieder: Konzeptuell an eine klassische Spukhaus-Geschichte erinnernd, wird Hellboy hier einer alptraumhaften Zeitreise ausgesetzt, die ihn mit verrückten Wissenschaftlern und seiner eigenen Herkunft konfrontiert. Umrahmt von der TV-Ausstrahlung einer Puppentheater-Version vom Hamlet, legt Hellboy schließlich in London einem Ghul das Handwerk, der bei seiner Nahrungssuche morbide Gedichte rezitierend über Friedhöfe streift. "Der Ghul" dürfte dank des untypischen Bösewichts insgesamt zu den sonderbarsten Episoden im Hellboy-Kanon gehören, baut durch sein befremdliches Verhalten aber auch eine ganz eigenwillige, poetisch-grausige Stimmung auf.

Den krönenden Abschuss des Bandes bildet schließlich "Makoma". Abgesehen von einer kurzen Rahmenhandlung, die Mignola selbst illustriert hat, wurde diese auf einem afrikanischen Märchen basierende Geschichte von Horror-Altmeister Richard Corben gezeichnet, der sich immer noch bestens auf sein Handwerk versteht. Die Story selbst setzt Hellboy mit dem Helden Makoma gleich, der sich die Kraft der Elemente aneignet und auf der Suche nach Macht und seiner eigenen Bestimmung schließlich zum Urvater des afrikanischen Kontinents und seiner Bewohner wird. Die Geschichte liest sich stellenweise beinahe wie eine Parodie auf Hellboys übliche Vorgehensweise und ist dadurch sehr amüsant, bietet gleichzeitig aber auch einige Momente voller Grauen, bewegt sich also genau in dem Spannungsfeld, das eine gute Hellboy-Geschichte kennzeichnet.

Fazit:

Bevor es in der nächsten Hellboy-Ausgabe "Ruf der Finsternis" richtig ans Eingemachte geht, gewährt der Band "Die Troll-Hexe" dem Leser noch einmal eine kleine Verschnaufpause mit einigen Kurzgeschichten, die durchaus Raum für die eigenwillige Verarbeitung von Volkssagen und den ungewöhnlichen Humor bieten, mit denen Mignola gerne seine subtilen Horrorgeschichten auflockert. Und der Autor schickt sein bedauernswertes Geschöpf Hellboy in den hier versammelten Geschichten wirklich um den gesamten Globus, um sich mit mythologischen Absurditäten jeden Kalibers auseinanderzusetzen. Während "Der Vampir von Prag" den hohen Standard, den Hellboy-Geschichten sonst aufweisen, ausnahmsweise nicht ganz halten kann, entschädigen die übrigen Storys, allen voran das schräg-amüsante, aber dennoch gleichnishafte Afrika-Abenteuer "Makoma", durch atmosphärische Dichte und brillante Zeichnungen.

 
Copyright © 2008-2019 by booklove.de. Alle Rechte vorbehalten.