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Blutige Nacht  Drucken E-Mail
Bücher: Belletristik Fantasy
Geschrieben von Konstanze Tants   
Sonntag, 7. April 2013

Blutige Nacht

Originaltitel: Angel of Vengeance
Übersetzt von: Alexandra Baisch

Untergenre: Krimi
Verlag: Knaur
Erschienen: Februar 2013
ISBN: 978-3-426-51131-2
Preis: 8,99 EUR

240 Seiten
Inhalt
3.0
Preis/Leistung
7.0
Gesamtwertung
3.4

Wertung:
3.4
von 10
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Zum Inhalt:

Eigentlich hat Privatdetektiv Mick Angel andere Probleme, als einem ausgerissenen Teenager in L.A. hinterherzujagen. Denn als Vampir muss er tagtäglich gegen seinen übermäch­tigen Blutdurst ankämpfen. Doch dann soll er für eine schöne, rothaarige Burlesque-Tänzerin deren verschwundene Schwester finden. Unerwartet katapultiert dieser Fall Spürhund Mick zurück in seine eigene dunkle Vergangenheit - die ihn auf erschreckende und tödliche Weise einzuholen droht ...

Meinung:

Laut Nachwort des Autors Trevor O. Munson entstand die Idee zu seinem Roman "Blutige Nacht", nachdem er hintereinander Bram Strokers "Dracula" und einen Raymond-Chandler-Roman gelesen hatte. Es reizte ihn, eine Mischung aus einer hardboiled-Story und einem düsteren Vampirroman zu schreiben und so entwickelte er die Figur des vampirischen Privatdetektivs Mick Angel. Dieser wird von der Tänzerin Reesa engagiert, um deren verschwundene vierzehnjährige Schwester Raya zu finden. Bei der Suche nach dem Mädchen stolpert Mick nicht nur immer wieder über dubiose Gestalten und Ungereimtheiten, sondern auch über Dinge, die ihn an seine eigene Vergangenheit erinnern.

So interessant die Grundidee auch sein mag: Es gelingt Trevor O. Munson weder einen stimmigen hardboiled-Krimi noch eine solide Vampirgeschichte zu erzählen. Die Figur des Vampirs, der entgegen seiner Natur versucht, ein einigermaßen ethisches Leben zu führen und sich nur an Bösewichten vergreift, um seinen Blutdurst zu stillen, und der letztlich von seiner Vergangenheit eingeholt wird, gehört inzwischen zum Standard der Urban-Fantasy-Romane und muss schon deutlich interessanter gestaltet werden, als es in diesem Buch der Fall ist, um den Leser noch zu reizen.

Für eine hardboiled novel hingegen passt die Erzählweise des Autors nicht. So sehr er sich bemüht, den Zynismus eines Chandlers zu kopieren, so sehr sein Protagonist auch coole Phrasen zu dreschen versucht und so bildhaft die Vergleich auch sind, die Trevor O. Munson verwendet: Das alles wirkt viel zu oft unfreiwillig komisch. Mick Angel erreicht bei weitem nicht die beeindruckende Ausstrahlung eines Philip Marlowe. Und während die Orts- und Figurenbeschreibungen bei Autoren wie Raymond Chandler oder Ross Macdonald so gut funktionieren, weil in ihnen eine subtile und eindringliche Gesellschaftskritik enthalten ist, geht Trevor O. Munson viel zu marktschreierisch mit diesem Stilmittel um und zerstört so von Anfang an jegliche Atmosphäre.

Bei vielen Szenen wäre es schön gewesen, wenn Trevor O. Munson reduzierter vorgegangen wäre und sich eher an seine Zeit als Drehbuchautor erinnert hätte, wo häufig nur prägnante Stichworte zu einer Szenerie oder einer Figur verwendet werden, um dem Leser einen Eindruck zu vermitteln. Dinge, die durch die bewegten Bilder eines Films dem Betrachter nahe gebracht werden können, müssen in einem Buch nicht unbedingt ausführlich erwähnt werden, um Atmosphäre zu schaffen. Durch den Drang des Autors, zu viel zu erzählen, wirken viele Elemente in diesem Roman künstlich aufgeblasen und überbeschrieben und wecken dadurch im Leser den Wunsch nach deutlichen Kürzungen. Wenn man all diese Passagen gestrichen hätte, hätte man allerdings statt eines 240-Seiten-Romans nur noch eine Kurzgeschichte veröffentlichen können.

Einzig für extreme Fans der Fernsehserie "Moonlight" könnte der Roman ganz reizvoll sein, wenn es sie denn interessiert, wie die Grundidee zu der Serie entstanden ist. In seinem Nachwort erklärt der Autor, wie er mit einem Kriminalroman scheiterte und sich deshalb für dieses Buch überlegt hatte, dass er doch die Geschichte besser als Drehbuch an den Mann bringen sollte. Durch den Einfluss eines Freundes und die Wünsche der Fernsehgesellschaft entstand dann eine deutlich romantischere Geschichte, die mit der Filmfigur Mick St. John letztlich auch einen überzeugenderen Protagonisten präsentiert, als ihn die Romanfigur des Ex-Junkie Mick Angel darstellen kann.

Fazit:

Wenn ein Autor zwei Genres in einer Geschichte kombinieren möchte, dann sollte er es schon wirklich gut machen, um seine Leser nicht zu enttäuschen. Doch leider gelingt es Trevor O. Munson mit "Blutige Nacht" weder, einen stimmigen düsteren Vampirroman zu erzählen, noch, Fans des klassischen amerikanischen Kriminalromans zu befriedigen. Statt sich an den treffenden und atmosphärischen Beschreibungen eines Raymond Chandler ein Beispiel zu nehmen, füllt der Autor sein Buch mit schiefen Bildern und marktschreierischen Vergleichen, die nichts mit der subtilen Gesellschaftskritik einer hardboiled novel gemein haben. Auch mit seiner Hauptfigur Mick Angel kann Trevor O. Munson nicht überzeugen, da der Vampir sich nicht (in positiver Weise) von der Masse der Urban-Fantasy-Veröffentlichungen abhebt.
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